COVID-19 und hoher Blutzucker: Zusammen gefährlich?

© Franziskus Spital/ Felicitas Matern

Anlässlich des jährlichen Welt-Diabetes-Tages am 14.11. und angesichts der Pandemie wiesen Experten am Wochenende darauf hin, dass Aufklärung und Information wichtiger denn je seien.

Zum Weltdiabetestags am 14. November appellierten Experten der MedUni Wien an Diabetiker, nicht auf die regelmäßige Einnahme von Medikamenten und auf ärztliche Kontrollen zu verzichten. Das Aussetzen von Behandlungen und Untersuchungen erhöht die gesundheitlichen Risiken, wie eine aktuelle Datenauswertung der MedUni Wien ergeben hat. „Diabetes-Betroffene gehören aufgrund ihrer Krankheit zu den COVID-19-Risikogruppen mit schwererem Krankheitsverlauf und höherer Sterblichkeit. Sie sollten besonders vorsichtig sein“, stellt die Stoffwechselexpertin Alexandra Kautzky-Willer von der MedUni Wien fest. Kautzky-Willer und Peter Klimek vom Institut für Wissenschaft Komplexer Systeme der MedUni Wien werteten Krankheitsfälle von Diabetikern in Österreich aus. Die Daten wurden vom Dachverband der Sozialversicherungsträger zur Verfügung gestellt.

Mittels epidemiologischer Ausbreitungsmodelle, wie sie für Virus-Epidemien verwendet werden, analysierten die Forscherenden die Krankheitsgeschichten von österreichischen Diabetes-Patienten (meist im Alter über 50 Jahre) im Zeitraum von 2012 bis 2017 und modellierten somit die laut Kautzky-Willer „österreichische Diabetes-Pandemie“. Neben dem bereits bekannten Ost-West-Gefälle in Österreich, wonach es deutlich mehr Diabetiker in Wien/Niederösterreich/Burgenland gibt als in den westlichen Bundesländern, zeigte sich auch, dass immer mehr jüngere Frauen (30 bis 40 Jahre) an Diabetes erkranken. Es wurde aber auch deutlich, dass im untersuchten Zeitraum – also schon vor den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie – rund ein Viertel mindestens ein Jahr entweder auf die Einnahme der Medikamente verzichtete oder die regelmäßigen Kontrollen nicht einhielt. Und die Folgen werden ebenfalls sichtbar. „Unsere Zahlen zeigen, dass diese inkonsistente Gruppe ein höheres Sterberisiko aufweist als jene, die sich an Medikationen und Kontrollen halten“, erklärt Kautzky-Willer und appelliert daher, auch in Zeiten von Corona die Medikamente einzunehmen und regelmäßig die Blutzuckerwerte checken zu lassen.

Weitere Studien und Beobachtungen zeigen, dass für Menschen mit Diabetes und Adipositas ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf bei COVID-19 und eine erhöhte Sterblichkeit besteht, betonte auch Primarius Doz. Dr. Joakim Huber, Vorstand der Inneren Medizin im Franziskus Spital Landstraße, Diabetes-Experte und Präsident der Österreichnischen Adipositas Gesellschaft. Diabetes-assoziierte Komplikationen wie Erkrankungen der Nieren und von Herz und Kreislauf können zusätzliche Risikofaktoren darstellen. Generell sollten daher Menschen mit Diabetes auf ihren Selbstschutz und eine gute Stoffwechseleinstellung achten. „Die optimale Einstellung des Blutzuckers ist wichtig, um das Immunsystem zu stärken und mögliche Folgeerkrankungen zu vermeiden. Patient mit Diabetes, Adipositas und Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck sind regelmäßige Kontrollbesuche dringend empfohlen.“ (red)