Das sind die offenen Fragen zur „Drittimpfung“ mit mRNA-Impfstoffen

Das Nationale Impfgremium hat nun konkrete Empfehlungen zur „Drittimpfung“ gegen das Corona-Virus vorgelegt. Vorgeschlagen werden Impfungen mit Biontech/Pfizer oder Moderna. Allerdings sind hier noch Fragen offen.

„Der dritte Stich ist ein weiterer Schritt in unserem Plan für den sicheren Herbst. Damit bleibt Österreich gut gegen die Delta-Variante geschützt, was in Hinblick auf die aktuell steigenden Infektionszahlen besonders wichtig ist. In den Bundesländern werden die Impfungen in bewährter Weise organisiert und angeboten werden“, erklärte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Dienstag. Personen mit besonders hohem Risiko schwer an Covid-19 zu erkranken sollen den Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums zufolge zeitnah, nicht später als neun Monate, jüngere Menschen nicht später als 12 Monate nach der vollständigen Erstimpfung (impfstoffabhängig 1 oder 2 Dosen) eine weitere Impfung erhalten. Dabei werden ausschließlich mRNA-Impfstoffe zum Einsatz kommen, teilte die Bundesregierung mit.

Basierend auf den derzeit verfügbaren wissenschaftlichen Daten und Erfahrungen aus anderen Ländern, theoretischen und immunologischen Überlegungen und Erfahrungswerten mit anderen Impfungen, habe das Nationale Impfgremium die Empfehlungen für die Durchführung einer weiteren, in den meisten Fällen dritten Dosis, nun konkretisiert. Vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen, die in den Herbstmonaten noch deutlich zunehmen werden, spricht das Nationale Impfgremium daher die folgenden Empfehlungen für eine weitere Dosis einer Corona-Schutzimpfung aus:

Dritte Dosis spätestens nach 9 Monaten: Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie Personen ab 12 Jahren mit Immunsuppression und bestimmten Vorerkrankungen (z.B. Krebs, Herzinsuffizienz, Personen nach Organtransplantation) und damit besonders hohem Risiko schwer an Covid-19 zu erkranken. Dies gilt auch für alle Personen ab 65 Jahren sowie für Personen, die bisher eine Dosis Covid-19-Vaccine Janssen oder 2 Dosen Vaxzevria von AstraZeneca erhalten haben. Für diese Gruppen gilt zudem, dass ein Mindestabstand zur letzten Impfung von sechs Monaten nicht unterschritten werden soll.

Dritte Dosis spätestens nach 12 Monaten: Menschen ab 18 Jahren, die bisher mit einem mRNA-Impfstoff geimpft wurden, sollten den 3. Stich 9 bis 12 Monate nach dem 2. Stich erhalten. Dies gilt für die Allgemeinbevölkerung zwischen 18 und 65 Jahren, sowie für:

  • Personal in Alten-, Pflege- und Seniorenwohnheimen
  • Personal im Gesundheitsbereich
  • Personal in der mobilen Pflege, Betreuung, Krankenpflege und 24-h Pflege sowie pflegende Angehörige
  • Personal in pädagogischen Einrichtungen (Kinderbetreuung, Schule, Universität, etc.)

Für Personen zwischen 12 und 18 Jahren ohne Risiko eines schweren Verlaufs liegen derzeit noch keine Empfehlungen für weitere Impfungen vor, zumal bei dieser Gruppe erst Ende Mai mit den Erstimmunisierungen begonnen wurde. Genesene mit einer Impfung sollen so weiter geimpft werden, wie vollständig geimpfte Personen. Wenn genesene Personen bereits zwei Impfungen erhalten haben, sollen sie derzeit bis auf weiteres keine zusätzlichen Impfungen gegen Covid-19 erhalten. Heterolog geimpfte Personen sollen weiter geimpft werden wie vollständig mit mRNA-Impfstoff geimpfte Personen.

Das Problem: Derzeit sind alle von der EMA zugelassenen Impfstoffe nur für eine primäre Immunisierung und nicht für eine weitere Dosis zugelassen. Bei der weiteren, impfstoffabhängig 2. bzw. 3. Dosis handelt es sich bisher somit um off-label-Anwendungen, die besondere Aufklärung erfordern, teilt das Gesundheitsministerium mit. Das deutsche Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer haben am Montag erste Daten für die Zulassung einer Auffrischungsimpfung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA eingereicht. In den kommenden Wochen sollten diese Daten einer Phase-1-Studie auch bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA und weiteren Behörden eingereicht werden, teilten die Unternehmen am Montag mit. Weitere Daten sollen folgen. Die Teilnehmer der Phase-1-Studie hätten acht bis neun Monate nach der zweiten Dosis eine Auffrischungsimpfung erhalten. Im Vergleich zu einer zweifachen Impfung hätten bei den Menschen mit Auffrischungsimpfung „signifikant höhere neutralisierende Antikörpertiter“ nachgewiesen werden können – sowohl gegen das ursprüngliche Virus als unter anderem auch gegen die Delta-Variante. (red/APA)