Delta-Variante: PCR-Tests werden nun doch forciert

Fehlende PCR-Tests machen bisher die Lage unübersichtlich. Die Bundesländer wollen mangels Nachfrage aus der Bevölkerung ihre Tests sogar reduzieren. Das Gesundheitsministerium bremst nun. Es will im Sommer das CoV-Testregime ausbauen.

Chief Medical Officer Katharina Reich kündigte am Montag im Ö1-Morgenjournal an, dass es österreichweit niederschwellig die Möglichkeit geben solle, einen PCR-Test zu machen. Am Wochenende hatte es mit den von der Regierung verkündeten Lockerungen, angesichts der zunehmenden Verbreitung der Delta-Variante, Kritik gegeben. Die indische nun Delta genannte Corona-Variante wird Europa in Bälde auf Trab halten. Wie schnell diese ansteckendere und wohl gefährlichere Variante in Österreich am Vormarsch ist, kann die Ampel-Kommission allerdings nicht wirklich seriös einschätzen. Einer der Gründe dafür ist, dass die verlässlichen PCR-Tests großflächig nur in Wien eingesetzt werden.

Derzeit geht man in der Kommission davon aus, dass mehr als sechs Prozent der Neuinfektionen auf die Delta-Variante entfallen. Dies Zahl könnte überschätzt, aber eben auch unterschätzt sein und zwar für die Bundesländer außer Wien, eben wegen der fehlenden PCR-Tests. In der Bundeshauptstadt wiederum erkennt man aktuell eine Verdoppelung der Delta-Fälle. In der AGES sieht man keinen Grund zu glauben, dass das in den übrigen Ländern anders sein sollte. Vertreter des Gesundheitsministeriums verweisen darauf, dass das Testangebot in manchen Bundesländern mangels Interesse der Bevölkerung und hohen Personalaufwands schon jetzt reduziert wird und man daher überlegen muss, welches Angebot jedenfalls aufrecht erhalten werden müsse. Es solle verhindert werden, das Testangebot zu weit zu reduzieren.

Nach Einschätzung des Virologen der Berliner Charité, Christian Drosten, muss Deutschland die Delta-Variante in der Pandemie ab sofort ernst nehmen. „Ich bin mittlerweile so weit, dass ich sage, wir sind hier jetzt im Rennen in Deutschland mit der Delta-Variante“, sagte Drosten. „Wir müssen das ab jetzt wirklich ernst nehmen.“ Nach einer Analyse des Robert Koch-Instituts für die erste Juniwoche hatte sich der Anteil der Delta-Variante in Deutschland innerhalb von nur einer Woche auf sechs Prozent fast verdoppelt. „Vom Gefühl her kann ich sagen, uns rufen immer mehr Leute an, die Ausbrüche beschreiben, immer mehr Labore“, sagte Drosten. „Das erinnert mich an den Beginn der B.1.1.7-Epidemie in Deutschland, wo es genauso war“, sagte Drosten. Die ansteckendere Variante B.1.1.7., die 2020 in Großbritannien bekannt wurde, hatte Deutschland im Winter in die dritte Pandemiewelle getrieben.

Angesichts sinkender Coronavirus-Impfraten und des Vormarschs der aggressiven Delta-Variante hat US-Präsident Joe Biden die Amerikaner eindringlich zur Impfung aufgerufen. „Es ist eine Variante, die leichter übertragbar, potenziell tödlich und besonders für junge Menschen gefährlich ist“, sagte Biden im Weißen Haus. In der am Wochenende abgeriegelten portugiesischen Hauptstadt Lissabon sind bereits mehr als 60 Prozent aller neu erfassten Corona-Infektionen auf die Delta-Variante zurückzuführen. (red/APA)