Forderung nach Ambulanznetzwerk für Long-Covid-Patienten

(C) KHBG/Lisa Mathis

Rund zehn Prozent aller Covid-19-Erkrankten leiden nach ihrer Genesung unter Spätfolgen wie Erschöpfung, Kreislaufproblemen und Konzentrationsstörungen. Am Wiener AKH wurde für diese Patienten die erste „Long Covid“-Ambulanz eingerichtet.

„Ursprünglich haben wir geplant, fünf Patienten pro Woche zu behandeln. Die bisherige Anzahl der behandelten Patienten ist aber fast dreimal so hoch, weil der Bedarf so groß ist“, schilderte die Leiterin der „Long Covid“-Ambulanz, Mariann Györgyösi, im Ö1-Morgenjournal. Der Kalender der Ambulanz sei bereits bis September voll. Die meisten Betroffenen würden über Müdigkeit, Erschöpfung und Herzrasen klagen, aber auch über neurologische Probleme. „Zum Beispiel Gedächtnisstörungen und Wortfindungsstörungen, die alle zu einer reduzierten körperlichen Belastbarkeit und zu psychosomatische Erkrankungen führen.“ Die Ärztin hofft, dass die Kapazität der Ambulanz möglichst bald aufgestockt wird. Es sei medizinisch nicht sinnvoll, wenn eine Person Symptome habe und erst fünf Monate später einen Termin bekomme. Betroffene werden in Österreich unter anderem auch an der Abteilung für Lungenheilkunde in Innsbruck betreut. Györgyösi fordert, ein landesweites Ambulanznetzwerk aufzubauen, um alle Untersuchungen und Behandlungen jeweils an einem Institut durchführen zu können.

Auch aus Vorarlberg kommen solche Meldungen und Forderungen. In Vorarlberg trifft das Phänomen Long Covid bisher rund 2.800 Personen. „Wir haben keine genauen Zahlen“, bestätigte Peter Cerkl, Primar der Pulmologie am LKH Hohenems, und warnte daher davor, nur auf die Belegung der Intensivstationen zu schauen und höhere Fallzahlen in Kauf zu nehmen. Waren bisher vor allem Ältere betroffen, gebe es nun viele Corona-Patienten im mittleren und jungen Alter, die im Berufs- und Familienleben stünden. Häufig treffe es aber junge Frauen und Frauen im mittleren Alter mit schwereren Verläufen. Man biete den Patienten neurokognitive, logopädische und pulmonale Reha-Therapien, vor allem aber bräuchten die Patienten Geduld und Zeit. Derzeit würden die Langzeit-Kranken über die Ambulanz des LKH Hohenems mitbetreut, eine eigene Long-Covid-Ambulanz gebe es bisher nicht.

Anlaufstelle sei auch der niedergelassene Bereich. Die Ärzteschaft, ob niedergelassen oder im Spital, sei sensibilisiert, bei entsprechenden Symptomen auch eine Corona-Infektion, die möglicherweise sogar unentdeckt ablief, in Betracht zu ziehen. Corona-Patienten, die lange auf der Intensivstation lagen, erholten sich nach derzeitigem Stand trotz eines langen Weges oft gut. Ein kleiner Teil trage aber schwere Organschäden davon, vor allem an der Lunge. (red/APA)