Forscher kritisieren erneut Daten aus Sputnik-V-Studien

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Österreich hat die Verhandlungen über den Kauf von einer Million Dosen des russischen Impfstoffes Sputnik V „de facto“ abgeschlossen, berichtet Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Zeitgleich erschien im Fachjournal „BMJ“ ein Brief von Wisschaftern, die die vorgelegten Studien-Daten anzweifeln.

Die Vertragsverhandlungen für einen Einsatz des russischen Sputnik-Impfstoffs sind laut Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) „de facto am Ende angelangt“. „Ein Kauf für uns in Österreich ist möglich“, betonte Kurz am Samstag vor Journalisten. Mit einer Million zusätzlicher Impfdosen wäre dies für die österreichische Impfkampagne ein „zusätzlicher Turbo“. ÖVP-Klubobmann August Wöginger betonte, dass der Impfstoff geprüft werden müsse. Dabei müsse Österreich aber nicht unbedingt auf die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) warten, sondern könnte auch selbst die Prüfung durchführen, meinte der ÖVP-Klubobmann.

Bekannt wurde nun aber auch ein Brief von Wissenschaftern im Fachmagazin „The britisch medical Journal“ (BMJ) bekannt, in dem diese die zum russischen Impfstoff vorgelegten Daten anzweifeln. Der Vorwurf ist nicht ganz neu: Im Zentrum steht die Analyse statistischer Auffälligkeiten und die Nachvollziehbarkeit von aus den Daten gezogenen Schlüssen. Die vollständigen Datensätze zu den verschiedenen Testphasen des am staatlichen Gamaleja-Forschungszentrum für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau entwickelten Impfstoffs seien bislang nicht veröffentlicht worden – nur deren Auswertung. Und dort orten die Wissenschafter laut ihren Brief immer wieder Werte, die nicht mit den Erfahrungen und Wahrscheinlichkeiten eines normalen Feldversuchs mit einem Medikament in Übereinstimmung zu bringen seien. „Die ungewöhnliche und unwahrscheinliche hohe Homogenität der Impfstoffwirksamkeit über Altersschichten und verschiedene Zwischenanalysen hinweg gibt Anlass zu Bedenken hinsichtlich der berichteten Daten“, schreiben die Autoren, die ihre Bedenken auch der EMA mitgeteilt haben. Schon im September kritisierten die Forscher, dass die Werte zur Antikörperbildung gegen die im Impfstoff enthaltenen Adenoviren sich wiederholende Muster aufwiesen, obwohl sie bei unterschiedlichen Probanden mit unterschiedlichen Wirkstoffvarianten festgestellt worden sein sollen. (red)

Brief im BMJ: https://www.bmj.com/content/372/bmj.n743/rr-1

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