Forscher sehen noch keine Hoffnungsträger bei Covid-19-Medikamenten

Monatlich prüft das Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA) welche Evidenz es zur Wirksamkeit und Sicherheit von möglichen Covid-19-Medikamenten gibt.

Die Bilanz nach 35 Arzneimitteln, die seit April 2020 beobachtet wurden, ist nicht besonders gut, denn einen echten Hoffnungsträger gibt es bisher immer noch nicht. Weder Bamlanivimab noch REGN-COV2, das auch Ex-Präsident Donald Trump bekam, entpuppten sich als ausreichend wirksam, heißt es in einer Stellungnahme. In den USA erhielten die Therapeutika bereits im November 2020 von der FDA eine Notfallzulassung. „Die vorläufigen Ergebnisse aus den noch laufenden klinischen Studien deuten darauf hin, dass die Antikörper-Medikamente die Viruslast von nicht-hospitalisierten Patienten zwar reduzieren können, eine auf Evidenz basierende Empfehlung ist derzeit aber nicht möglich“, so das Fazit von Claudia Wild, der Leiterin des AIHTA. „Das Medikament muss über eine Infusion verabreicht werden und bedarf also zumindest einer Spitalsambulanz, trotzdem die Patienten nur leicht erkrankt sind und eigentlich zu Hause bleiben sollen“, ergänzte die Expertin die zusätzlichen logistischen Probleme – und für bereits schwerer Erkrankte ist der Antikörper-Cocktail ausdrücklich nicht vorgesehen.

Das Analyse des AIHTA zeigt, dass Österreichs Politik aus der Causa „Tamiflu“ gelernt habe. Damals wurden voreilig große Mengen des Grippemittels „Tamiflu“ eingekauft. Diesmal lief es anders: „In Österreich hat die Politik sehr früh erkannt, dass uns die Covid-19-Pandemie längerfristig beschäftigen wird und das AIHTA damit beauftragt, ein ‘Horizon Scanning’ von Covid-19-Medikamenten durchzuführen“, sagt Wild. Seit April 2020 evaluiert das Institut kontinuierlich, welche Covid-19-Therapeutika sich in der klinischen Prüfung befinden und welche Evidenz es zu Wirksamkeit und Sicherheit der Arzneimittel gibt. Dadurch soll gewährleistet sein, dass die Beschaffung von Covid-19-Medikamenten evidenzbasiert erfolgt. Bisher wurden 35 potenzielle Kandidaten genauer beobachtet, für jene Medikamente, die EU-weit entweder bereits zugelassen sind oder sich im Zulassungsprozess befinden, hat das AIHTA im Rahmen der Europäischen Zusammenarbeit EUnetHTA Frühbewertungen zu vier Medikamente durchgeführt, neben den bereits erwähnten REGN-COV2 und Bamlanivimab waren dies noch Remdesivir und Dexamenthasone. Mit dem „Horizon Scanning“ sollen außerdem medikamentöse „Irrlichter“ identifiziert werden, die häufig durch mediale Hypes entstehen. So wurde etwa das Asthma-Medikament Budesonid in der Berichterstattung zahlreicher Medien vorschnell als Heilmittel in der Pandemie gefeiert. Die AIHTA-Analyse zeigte allerdings, dass die derzeitige Datenlage nicht ausreicht, um eine positive Wirkung im Fall einer Covid-19-Erkrankung verlässlich nachweisen zu können. (red)

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