Frauengesundheit während COVID-19: So ist der Wissensstand

© Uta Müller-Carstanjen / FINE FACTS Health Communication

Bei einer Pressekonferenz informierten Expertinnen diese Woche über den Wissensstand zum Thema Frauengesundheit und das Corona-Virus. Eine Zusammenfassung.

Die Erkenntnisse zu COVID-19 wachsen mit jedem Tag. So weiß man heute, dass schwangere Frauen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Auch die Datenlage zu den Impfungen verdichtet sich. Somit wird die Frage nach dem Umgang damit vor oder während einer Schwangerschaft oder der Stillzeit immer relevanter. Studien, die während dieser sensiblen Lebensquase von Frauen durchgeführt wurden, gibt es noch nicht. Erste Anhaltspunkte jedoch schon. Gynäkologen raten zu einer ausführlichen Beratung mit Frauenärzten und einer individuellen Nutzen-Risikoabwägung. Ebenfalls ein wichtiges und keinesfalls zu vernachlässigendes Thema trotz Pandemie: Vorsorgeuntersuchungen wie das Brustkrebsscreening sollten weiter wahrgenommen werden.

Während man zu Beginn der Pandemie noch angenommen hatte, dass Schwangere von COVID-19 nicht schwerer betroffen sind als andere Personengruppen, wurde dies mittlerweile leicht revidiert. „Nach aktuellem Kenntnisstand sind schwere Verlaufsformen von COVID-19, die zu einer stationären Aufnahme oder einer intensivmedizinischen Versorgung führen, bei Schwangeren im Vergleich zu Nicht-Schwangeren um etwa das Zweifache erhöht. Das entspricht ungefähr den Werten, die man von der Influenza kennt“, berichtete Dr. Petra Pateisky, Fachärztin an der Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde, MedUni Wien. „COVID-19 in der Schwangerschaft könnte auch mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Präeklampsie einhergehen“, so die Gynäkologin. Laut Studien sei auch das Gesamtrisiko für eine Frühgeburt im Vergleich zu Schwangeren ohne COVID-19 etwa um das Dreifache erhöht. Um das Risiko für Schwangere an COVID-19 zu erkranken zu minimieren, sollte auf jeden Fall das Umfeld (Partner, eventuell zukünftige Großeltern) geimpft werden, empfiehlt Pateisky. Das wird derzeit auch gemacht.

Pateisky betont: „Die Impfung von Schwangeren selbst ist grundsätzlich möglich, allerdings außerhalb der Zulassung aller bisher verfügbaren Impfstoffe.“ Bei allen Zulassungsstudien seien Schwangerschaften zwar ausgeschlossen gewesen, dennoch sei es zu einigen Schwangerschaften gekommen. „Bisher sind keine negativen Auswirkungen bekannt“, fasst Pateisky den aktuellen Stand zusammen und ergänzt: „Registerdaten von Impfungen bei Schwangeren insbesondere aus den USA mit bereits mehreren tausend Schwangeren zeigen bisher keine Sicherheitsrisiken.“ „Einige der COVID-19-Impfstoff-herstellenden Unternehmen haben bereits mit Studien bei Schwangeren begonnen“, erläutert Mag. Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller. Die Entscheidung, ob eine COVID-19-Impfung während einer Schwangerschaft verabreicht werden soll, sollte individuell gemeinsam mit dem betreuenden Frauenarzt entschieden werden, so Pateisky. Wichtig sei ebenfalls, die potenziellen Impfreaktionen vorab zu besprechen, um Verunsicherungen entgegenzuwirken.

Bereits etwas klarer ist die Empfehlung bei Frauen mit Kinderwunsch. „Frauen mit Kinderwunsch, die derzeit die Möglichkeit haben, sich impfen zu lassen, sollten dies auch tun, empfiehlt Kinderwunsch-Expertin Miriam Mottl von der Klinik für Gynäkologie, Geburtshilfe und Gynäkologische Endokrinologie am Kepler Universitätsklinikum Linz. „Das bedeutet aber nicht, dass all jene, die noch nicht die Möglichkeit einer Impfung haben, ihren Kinderwunsch aufschieben sollten“, stellt Mottl klar. Ob dies Sinn mache oder nicht, hänge von verschiedenen Faktoren, wie zum Beispiel dem Alter des Paares oder den Risikofaktoren für COVID-19, ab. „Bei Paaren, die mit einer Kinderwunschbehandlung beginnen, gibt es auch noch mehrere Mittelwege“, erläutert die Kinderwunschexpertin. „Da es grundsätzlich ein bis zwei Monate dauert, um abzuklären, welche Behandlung passend ist, kann beispielsweise auch in dieser Zeit eine Impfung stattfinden. Bei Frauen, die eine In-vitro-Fertilisation in Anspruch nehmen, besteht auch die Möglichkeit, die befruchteten Eizellen nach der Entnahme einfrieren zu lassen, falls es kurzfristig zu einem Impftermin kommt.“ (red)