Impfexperten für AstraZeneca und gegen Sputnik V

Symbolbild (c) AstraZeneca

Das Nationale Impfgremium (NIG) hat sich am Mittwochabend neuerlich zum Corona-Impfstoff von AstraZeneca beraten und eine Weiterführung des Impfprogramms in Österreich empfohlen. Kritik gibt es an den Plänen des Bundeskanzlers den russischen Impfstoff Sputnik V zu kaufen.

Derzeit wird in einem laufenden Verfahren der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) die Situation von Thrombosen im Zusammenhang mit Impfungen evaluiert, hieß es in einer Stellungnahme des Nationalen Impfgremiums (NIG). Bis dato würden die vorliegenden Daten aber noch kein homogenes Bild ergeben. In Deutschland hatten Bund und Länder am Dienstag beschlossen, den Impfstoff von AstraZeneca nur noch an Personen ab 60 Jahren zu verabreichen. Hintergrund sind Fälle von Thrombosen in Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen. Die Leiterin des NIG, Ursula Wiedermann-Schmidt, sprach sich gegen einen Impfstopp in Österreich aus. Es gelte, die Relation zwischen Nutzen und Risiko zu wahren.

AstraZeneca begrüßte die Entscheidung. „Ich bin sehr erfreut über die Entscheidung des NIG und darüber, dass Österreich weiterhin den COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca zum Schutz der Menschen vor diesem tödlichen Virus einsetzen wird. Die Sicherheit der Patienten bleibt unsere höchste Priorität. Die NIG-Entscheidung steht im Einklang mit den Schlussfolgerungen der Zulassungsbehörden der EU und der WHO: der Nutzen des COVID-19-Impfstoffs von AstraZeneca überwiegt nach wie vor bei weitem im Vergleich zu den möglichen Risiken in allen Altersgruppen“, sagte Sarah Walters, Country President von AstraZeneca Österreich.

Zurückhaltung gibt es an den Verhandlungen Österreichs mit Russland über die Lieferung von einer Million Dosen des Corona-Impfstoffes Sputnik V. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) erklärte, dass man „aktuell alle Möglichkeiten“ prüfe, um möglichst rasch weiteren Zugang „zu noch mehr geprüften Impfstoffen für die breite Bevölkerung zu ermöglichen“. „Klar ist: jeder in Österreich eingesetzte Impfstoffe muss wirksam und sicher sein“, so Anschober. In der Europäischen Union ist Sputnik V derzeit noch nicht zugelassen. Die EMA hat aber ein sogenanntes rollierendes Verfahren zur Zulassung gestartet. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) forciert einen Kauf, erklärt aber, dass die Voraussetzung für eine Lieferung nach Österreich eine EU-Zulassung des russischen Impfstoffes sei. Nachsatz: „Das Einzige was zählen darf ist, ob der Impfstoff wirksam und sicher ist, nicht woher er kommt.“ Wiedermann-Schmidt äußerte sich eher skeptisch zu einer rein nationalen Zulassung. Das Problem auch auf europäischer Ebene sei aber aktuell, dass die Hersteller offenbar nicht ausreichend Daten vorgelegt hätten. Da sei dann die Frage, ob man national schneller als die EMA an diese Informationen herankäme, die belegten, ob Sputnik sicher und entsprechend wirksam sei.

„Ohne positiv abgeschlossenes Zulassungsverfahren darf Sputnik V in Österreich nicht verimpft werden. Das würde das Vertrauen der Bevölkerung in die Impfung aushöhlen und den Impffortschritt in Österreich nachhaltig gefährden“, kritisierte NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker. Er sehe nun den Gipfel des Impfchaos, das die Regierung Kurz verursacht habe, so Loacker. Zustimmend äußerte sich indes die Ärztekammer. „Es ist sehr erfreulich, dass die zahlreichen Appelle der Österreichischen Ärztekammer, zusätzlichen Covid-19-Impfstoff zu besorgen, auf fruchtbaren Boden gefallen sind“, sagte Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres. Internationale Erfahrungen hätten gezeigt, dass der Impfstoff Sputnik V sicher und wirksam sei. (rüm)