Internisten und Intensivmediziner appellieren: „Maßnahmen einhalten“

© MedUni Wien/Felicitas Matern

Dass zehn Tage nach Inkrafttreten der verschärften Corona-Maßnahmen kein Rückgang bei den Zahlen zu erkennen ist, alarmiert Österreichs Intensivmediziner und auch die Internisten.

Sehr besorgt zeigen sich Intensivmediziner sowie Pflegekräfte in ganz Österreich über die Tatsache, dass auch zehn Tage nach Inkrafttreten des aktuellen Maßnahmenpakets zur Eindämmung der SARS-CoV-2-Pandemie keine Trendwende bei den stetig ansteigenden Infektionszahlen in Sicht ist. Die Österreichische Gesellschaft für Anästhesie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) hatte die zusätzlichen Regelungen als dringend nötig begrüßt und stellt fest, dass der Trend bei Neuinfektionen, Hospitalisierungen und insbesondere der Zahl der intensivpflichtigen Patientinnen und Patienten nach wir vor steil nach oben geht. „Wir appellieren dringend an die Bevölkerung, die Eindämmung der Pandemie auch durch ihr Verhalten konsequent zu unterstützen. Bei allen regionalen Unterschieden und im Bewusstsein der Tatsache, dass in manchen Bundesländern die Situation bereits deutlich angespannter ist als in anderen, herrscht in ganz Österreich an den Intensivstationen große Sorge, zunehmend an die Grenzen der Leistungsfähigkeit zu geraten“, sagt ÖGARI-Präsident Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller.

„Die Konsequenzen dieser Entwicklung können jeden und jede treffen, möglicherweise ist das nicht allen ausreichend bewusst. Denn wenn wir an überforderten Intensivstationen nicht mehr in der Lage sind, die gewohnte medizinische und pflegerische Qualität aufrecht zu erhalten, dann hat das gefährliche Folgen für schwer kranke COVID-19-Patienten und deren Überlebenschancen, aber auch für schwer verletzte Unfallopfer, Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten oder onkologische sowie Transplantationspatienten nach großen Operationen.“

Auch der Berufsverband österreichischer Internisten warnte am Wochenende, versicherte ab, dass die niedergelassenen Ordinationen geöffnet hätten. „Der Lockdown im Frühjahr 2020 hat diverse Kollateralschäden im Gesundheitsbereich verursacht. Beispielsweise haben Menschen mit Herzinfarkt aus Angst vor einer Ansteckung mit COVID-19 nicht immer rechtzeitig einen Arzt konsultiert. Wir wollen gemeinsam mit der Bevölkerung vermeiden, dass es nun im zweiten Lockdown zu vermeidbaren schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen oder gar Todesfällen kommt. Arztbesuche sind schließlich erlaubt“, warnte die Kardiologin Dr. Bonni Syeda, Präsidiumsmitglied des Berufsverbandes Österreichischer Internisten (BÖI), am Sonntag. „Auch Verschiebungen von Routine- und Vorsorgeuntersuchungen können gravierende Folgen haben, wenn etwa Krebserkrankungen wie Brust- oder Darmkrebs dadurch nicht rechtzeitig erkannt werden. Diesmal müssen solche Kollateralschäden unbedingt vermieden werden,“ ergänzte Dr. Martina Wölfl-Misak, derzeit Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer Internisten. (red)

Die ÖGARI veröffentlicht auf ihrem Blog www.anaesthesie.news sowie auf ihrer Facebook-Seite www.facebook.com/anaesthesie.news unter dem Motto „Stimmen aus der Intensivmedizin und -pflege“ Videobotschaften aus Intensivstationen in ganz Österreich, die die aktuelle Lage beschreiben, die Einschätzungen und Sorgen von Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften artikulieren.