Jetzt rücken die Corona-Medikamente näher – Ein Überblick

Es kommt Bewegung in die Suche nach Covid-19-Therapien: Die EMA prüft die Zulassung eines Covid-19-Medikamentes; ein anderer Hersteller beantragt Notfall-Zulassung in den USA; Österreicher testen Arznei zur Inhalation.

Die europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft die Zulassung eines weiteren Corona-Medikaments. Das Schweizer Pharmaunternehmen Roche habe einen Antrag auf Zulassung seiner Antikörper-Therapie Ronapreve gestellt, teilte die EMA am Montag in Amsterdam mit. Mit dem aus zwei Wirkstoffen (Casirivimab und Imdevimab) bestehenden Mittel, das vom US-amerikanischen Hersteller Regeneron Pharmaceuticals mitproduziert wurde, sollen Menschen ab zwölf Jahre behandelt werden, die mit dem Coronavirus infiziert sind und ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Zusätzlich kann das Mittel nach Angaben der Hersteller auch bei Menschen eingesetzt werden, die ein akutes Ansteckungsrisiko haben, etwa weil sie mit einem Infizierten in einem Haushalt leben.

Der US-Pharmakonzern Merck & Co (MSD) und sein Partner Ridgeback wollen ihr Corona-Medikament in den USA indes mit einer Notfallzulassung rasch zum Einsatz bringen. Die Unternehmen hätten einen entsprechenden Antrag für ihr Medikament Molnupiravir bei der US-Gesundheitsbehörde FDA eingereicht, teilten sie ebenfalls am Montag in Kenilworth und Miami mit. Damit könnten die Tabletten zur ersten oral verabreichten Arznei zur Behandlung von Covid-19 werden. Das Medikament soll bei Erwachsenen mit einer leichten bis mittelschweren Covid-19-Erkrankung zum Einsatz kommen, denen schwere Symptome oder auch ein Krankenhausaufenthalt drohen. Die Arznei soll das Risiko einer Krankenhauseinweisung oder eines Todes der Patienten um etwa die Hälfte senken.

Das Wiener Biotech-Unternehmen Apeiron startet zeitgleich eine neue Studie zur Anwendung seines möglichen Covid-19-Medikaments mit dem Wirkstoff APN01 in Österreich. Verabreicht wird das Präparat mittels Inhalation an 40 gesunde Studienteilnehmer unter der Leitung des Wiener Pharmakologen Markus Zeitlinger von der Medizinischen Universität Wien. So sollen künftig Patienten, die infiziert sind oder einer Risikogruppe angehören, auch in einem früheren Krankheitsstadium behandelt werden. Bei der Studie handelt es sich um eine von mehreren rund um die angestrebte Zulassung des Wirkstoffkandidaten. APN01 ist ein biotechnologisch hergestelltes menschliches Angiotensin Converting Enzym 2 (rhACE2), das der mittlerweile in Kanada tätige Mitbegründer der Firma Apeiron, Josef Penninger, und Kollegen entwickelt haben. Das SARS-CoV-2-Virus soll an das lösliche APN01 anstelle der Andockstelle ACE2 auf der Zelloberfläche binden, die dem Erreger als Einfallstor dient. Dadurch würde das Virus blockiert und den entzündlichen Reaktionen in der Lunge entgegengewirkt.

Im Kampf gegen Corona meldet sich auch AstraZeneca mit einer experimentellen Antikörper-Kombination. Man habe in einer Studie positive Ergebnisse erzielt. Die Antikörper-Kombination verringert demnach die Zahl der Schwerkranken und Toten unter Corona-Infizierten, teilte der britische Pharmakonzern am Montag mit. Bei Patienten, die seit sieben oder weniger Tagen Symptome zeigen und keine Krankenhaus-Behandlung benötigen, werde das Risiko, schwer zu erkranken oder zu sterben, um 50 Prozent reduziert. Dies ergab die Spätphase der Studie mit dem Medikament, genannt AZD7442.

Ein Team der ETH Lausanne (EPFL) und des Universitätsspitals Lausanne hat wiederum in Blutproben von hospitalisierten Covid-19-Patienten einen monoklonalen Antikörper entdeckt, der alle derzeit bekannten Coronavirus-Varianten wirksam neutralisiert. Im Hamster-Modell zeigte sich, dass die Gabe des Antikörpers einen Schutz gegen eine Coronavirus-Infektion bietet. Der monoklonale Antikörper namens P5C3 könnte sich demnach als prophylaktisches Mittel bei immungeschwächten Personen erweisen, die schlecht auf eine Impfung ansprechen. Das berichten die Forschenden im Fachmagazin „Cell Reports“. Zudem könnte der Wirkstoff auch als Teil einer Kombinationstherapie infizierte Patienten vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen. (red/APA)