Leitlinien zur Behandlung von Long Covid präsentiert

(c) Sozialministerium/Christopher Dunker

Zehn bis 14 Prozent der Corona-Infizierten sind von Long Covid betroffen. Die Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin und das Gesundheitsministerium haben nun einen Behandlungsleitfaden für den Hausärzte vorgestellt.

Vor allem Jüngere und Frauen leiden unter Long Covid, betonte Susanne Rabady, Vizepräsidentin der Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM) auf einer Pressekonferenz in Wien. Dort wurde ein Leitfaden für Ärzte zur Erkennung und Behandlung der vielschichtigen Symptome präsentiert. „Selbst wenn Menschen nicht im Spital landen, haben sie ein hohes Risiko an Long Covid zu erkranken“, warnte Mückstein die betroffenen Bevölkerungsgruppen und appellierte zur Impfung. „Die Studienlage ist immer noch relativ dürftig“, sagte Rabady in Bezug auf Long Covid. Die Kollegen in der Praxis hätten eine „Hilfestellung“ gebraucht, erläuterte die Medizinerin von der Karl Landsteiner Universität. Rund 200 verschiedene Symptome wurden unter dem Begriff Long Covid bisher erfasst. Darunter sind Atemnot, anhaltender Husten, Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns, Muskelschmerzen und starke Erschöpfungszustände (Fatigue-Syndom) bis hin zu Depressionen.

Zunächst geht es laut Rabady in dem Leitfaden um das Erkennen der Ursache und ob ein Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion besteht. In weiterer Folge müsse geklärt werden „wie schwer“ das Problem ist. „Dazu gibt es Hilfsmittel, die stellt unsere Leitlinie auch zur Verfügung“, erläuterte Rabady. „Das wichtigste ist das professionelle Gespräch mit dem Patienten“, betonte sie. Schließlich helfe die Leitlinie auch zu entscheiden, „wann und ob eine weitere Abklärung notwendig ist“.

„Die fachspezifische Betreuung ist so gedacht, dass der praktische Arzt zuweist“, erläuterte Ralf Harun Zwick, Ärztlicher Leiter der Ambulanten Internistischen Rehabilitation der Therme Wien. Danach werde sich beispielsweise ein Herzspezialist um eine etwaige Herzmuskelentzündung kümmern, ein Pneumologe um Schäden an der Lunge oder ein Neurologe um spezifische Beschwerden in seinem Bereich. In der Rehabilitation gehe es um „Pacing“, das bedeute „einen Schrittmacher zu finden“. Dabei werde ein niedriger Reiz gesetzt, diese aber Schritt für Schritt gesteigert. „Damit erreichen wir große Erfolge“, sagte Zwick. Die Zeit habe gedrängt, es handle sich um den Beginn eines Prozesses und eine „lebende Leitlinie“, die ständiger Aktualisierung bedürfe, betonte Rabady. „Wir wissen, dass sich die Beschwerden bei den meisten nach Wochen und Monaten wieder legen, aber auch diese Wochen und Monate müssen überstanden werden“, betonte die Medizinerin. „Wir haben verstanden, dass es eine Pandemie im Schatten der Pandemie gibt“, sagte Mückstein über Long Covid. In Österreich gebe es geschätzt 65.000 bis 90.000 Betroffene.

Die Arbeiterkammer begrüßte die neuen Leitlinien für Long Covid. „Endlich gibt es Guidelines, die den Umgang mit dieser Krankheit regeln“, sagte Wolfgang Panhölzl, Leiter der AK Abteilung Sozialversicherung. Nun müsse rasch sichergestellt werden, dass die Krankenkassen auch ein Case-Management einrichten, das sich um zeitnahe Termine bei Fachärzten und um kurze Wartezeiten auf Rehabilitationsplätze kümmert. „Um Betroffene bestmöglich zu unterstützen, müssen einheitliche Anlaufstellen und Ressourcen für Diagnose und Therapie geschaffen werden“, sagt Panhölzl. „Es zeigt sich gerade in der Corona-Krise, dass der Sozialstaat und ein solidarisches Gesundheitssystem gut funktionieren. Long Covid zeigt aber auch Lücken und Bedarf am Ausbau der integrierten und trägerübergreifenden Versorgung auf.“ Neben den Krankenkassen seien daher auch die Pensions- und die Unfallversicherung gefordert. (red)

Erste Kurzversion der Leitlinie: https://oegam.at/artikel/long-covid-leitlinie-s1kurz