MERS-Virus führt zu ähnlicher Immunantwort wie SARS-CoV-2

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Eine internationale Studie unter Leitung einer Wiener Forscherin zeigt, dass die Immunantwort von Infizierten sowohl bei MERS-CoV als auch bei SARS-CoV-2 ähnlich abläuft.

Das erstmals 2012 auf der arabischen Halbinsel nachgewiesene, von Dromedaren übertragene MERS-Coronavirus (MERS-CoV) ist mit einer Sterblichkeitsrate beim Menschen von bis zu 35 Prozent deutlich tödlicher als SARS-CoV-2. Eine im Fachjournal „Cells“ veröffentlichte internationale Studie unter Leitung einer Wiener Forscherin zeigt nun, dass – gleich ob Mensch oder Dromedar – die Immunantwort von Infizierten sowohl bei MERS-CoV als auch bei SARS-CoV-2 ähnlich abläuft.

Das „Middle East Respiratory Syndrome“ wird ebenfalls von einem Coronavirus verursacht. Während die Infektion bei den Tieren mild verläuft, leiden Menschen oft an einem schweren Krankheitsverlauf. Seit dem erstmaligen Nachweis wurden laut Weltgesundheitsorganisation WHO in 27 Ländern Infektionen mit MERS-CoV gemeldet, die zu mehr als 850 bekannten Todesfällen geführt haben. Mittlerweile wurde eine MERS-CoV-Infektion bei Dromedaren in mehr als 25 Ländern auf allen Kontinenten außer Australien bestätigt. Während die Sterblichkeitsrate bei MERS-CoV beim Menschen bis zu 35 Prozent beträgt, ist sie für SARS-CoV-2 noch nicht klar, liegt aber maximal im unteren einstelligen Prozentbereich. Um diese Diskrepanz im Krankheitsverlauf besser zu verstehen, hat ein internationales Wissenschaftsteam unter Leitung von Pamela Burger, Leiterin der Arbeitsgruppe Populationsgenetik und Artenschutz am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien, die für die Immunantwort potenziell verantwortlichen Gene von Dromedaren im Zusammenhang mit einer MERS-CoV-Infektion untersucht.

Die Forscher entnahmen Proben von 121 Dromedaren an drei verschiedenen Standorten in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Dabei zeigte sich eine enorm hohe Prävalenz: Bei den meisten Tieren fanden sich Antikörper, die auf eine frühere MERS-CoV-Infektion hindeuten. In der Folge sequenzierten sie rund 100 Immunantwort-Gene und identifizierten jene, die mit einer MERS-CoV-Infektion bei Dromedaren in Verbindung stehen könnten. Diese Kandidatengene spielen eine wichtige Rolle in der erworbenen und der angeborenen Immunantwort sowie im Flimmerepithel der Atemwege (DNAH7).

Die Forscher zeigten, dass die in Dromedaren identifizierten angeborenen und adaptiven Immunantwort-Gene große Ähnlichkeiten mit der menschlichen Immunantwort auf SARS-CoV-1, SARS-CoV-2 und MERS-CoV – alle drei zählen zu den „Betacoronaviren“ – aufweisen. Entsprechend läuft auch die Immunantwort von Infizierten ähnlich ab. „SARS-CoV-2 ist zu 79 Prozent genetisch ident mit SARS-CoV-1 und zu 50 Prozent mit MERS-CoV“, erklärte Burger gegenüber der APA. Die Kenntnis über eine ähnliche Immunantwort oder eine Ko-Evolution von Genen zur Immunabwehr von Betacoronaviren könne bei der Entwicklung von therapeutischen Gegenmaßnahmen helfen. Weitere genomische und funktionelle Analysen seien erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen, betonen die Wissenschafter. (APA)

Studie: https://www.mdpi.com/2073-4409/10/6/1291