Omikron-Variante: Das ist bisher zur SARS-CoV-2-Mutation bekannt

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In immer mehr Ländern tritt die erstmals in Südafrika entdeckte Corona-Virusvariante Omikron auf und versetzt Regierungen in Alarmbereitschaft. Hier nun ein Überblick, was Stand 28. November bekannt ist.

Mehr als 30 Mutationen im Spike-Protein des SARS-CoV-2-Virus trägt eine neue Variante, die kürzlich im südlichen Afrika aufgetaucht ist. Sie beginnt sich weltweit auszubreiten, aus vielen Staaten werden erste Fälle gemeldet. Dass eine Variante derartig viele Mutationen anhäufen konnte, ist laut Experten erstaunlich. „Nichts ist schlimmer als eine besonders schwere Variante in eine laufende Welle hinein zu bekommen“, sagte am Wochenende der deutsche Gesundheitspolitiker und Experte Karl Lauterbach (SPD) Der neue Erreger scheine „gefährlich für die Geimpften wie für die Ungeimpften“ zu sein. Was also ist darüber bekannt?

Wie ansteckend ist die Mutation? Sicher sagen lässt sich das noch nicht. B.1.1.529 hat Mutationen in der Nähe der sogenannten Furin Cleavage Site, einer Region, die eine Rolle bei der Aufnahme des Virus in menschliche Zellen spielt. Eine verbesserte Übertragbarkeit durch diese Änderungen sei denkbar, erklärt der Virologe Christian Drosten, Leiter der Virologie in der Berliner Charité. Aus den Zahlen in Südafrika allein lasse sich nicht zwingend auf eine erhöhte Übertragbarkeit schließen, unter anderem da das Infektionsgeschehen dort zuletzt stark reduziert gewesen sei und neu auftretende Ausbrüche vor so einem sehr kleinen Hintergrund übergroß erscheinen könnten. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC hält die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Einschleppung und Verbreitung der Variante in Europa für hoch. Zumal nicht sicher ist, ob der Ursprung wirklich in Südafrika liegt.

Wie hoch ist das Risiko für eine erneute Corona-Infektion? „Die Genom-Veränderungen weisen darauf hin, dass dieses Virus einen Immunescape zeigen könnte“, erklärt Drosten. Auch das Fallgeschehen in Südafrika lasse plausibel erscheinen, dass Omikron eine gegen andere SARS-CoV-2-Versionen aufgebaute Immunabwehr umgehen könnte: Die derzeit nachgewiesenen Infektionen fänden in sehr großem Maße bei vorher bereits Genesenen statt – es stecken sich also Menschen an, die schon mit Delta oder einer anderen Variante infiziert waren. Aber: „Für eine veränderte Krankheitsschwere gibt es derzeit keine Hinweise“, betont Drosten. Nach Angaben der Mediziner-Vereinigung SAMA in Südafrika erkrankten die dort Betroffenen bisher nicht schwerwiegender.

Wirken die bestehenden Impfstoffe? Auch wenn die Wirksamkeit der verfügbaren Impfstoffe bei der neuen Corona-Variante Omikron nach bisher bekannten Daten geringer sein könnte: Die Impfung bleibt auch in diesem Fall die beste Option, wie Experten betonen. „Alle Menschen, die sich impfen lassen, fangen nicht bei null an, wenn sie sich mit einer neuen Variante infiziert haben“, betonte Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), am Samstag in Berlin bei einem virtuellen Bürgerdialog. Das Level an Immunität könne durch die Booster-Impfungen generell noch einmal sehr stark angehoben werden – was auch gegen Varianten helfe, führte der Infektionsimmunologe weiter aus.

Was sagt die WHO? Nach Angaben der WHO dauert es mehrere Wochen, die Übertragbarkeit der Variante B.1.1.529 und die Wirksamkeit von Impfstoffen festzustellen. „Wir wissen noch nicht viel darüber“, erklärt deren Expertin Maria van Kerkhove. Es bestehe die Sorge, dass die große Anzahl von Mutationen das Verhalten des Virus beeinflussen könne.

Wenn so viele Dinge zu B.1.1.529 noch gar nicht genau bekannt sind, warum die große internationale Besorgnis? Omikron trägt so viele Mutationen wie noch von keiner Variante zuvor bekannt, davon allein mehr als 30 beim Spike-Protein, über das das Virus an menschliche Zellen andockt. Gegen das Spike-Protein bildet der Körper bei einer Ansteckung mit dem Virus Antikörper. Auch viele der Impfstoffe regen das Immunsystem zur Bildung von Antikörpern gegen dieses Protein an.

Kann die neue Variante klar abgegrenzt werden? Ja. Die neue Variante ist mit einem Test von der derzeit vorherrschenden Delta-Variante zu unterscheiden. Im Gegensatz zu Delta hat das neue Virus eine Veränderung, die als „S-Gen-Ausfall“ bekannt ist.

Wie läuft der Nachweis von Omikron? Mit einem herkömmlichen PCR-Test lässt sich lediglich feststellen, ob eine Infektion mit SARS-CoV-2 vorliegt, nicht mit welcher Variante. Daneben gibt es variantenspezifische PCR-Testungen, mit denen sich bereits bekannte Virusvarianten wie Delta erkennen lassen. Dabei werden charakteristische Mutationen meist innerhalb des Spike-Proteins mittels PCR erfasst. Omikron weist eine bestimmte Veränderung auf, die sich dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge in einzelnen diagnostischen Tests ähnlich wie bei der Alpha-Variante darstellen kann.

Warum Omikron und nicht Ny als Name? Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) benennt auffällige Varianten von SARS-CoV-2 seit einiger Zeit nach den Buchstaben des griechischen Alphabets. Damit soll verhindert werden, dass die Orte, an denen die Varianten erstmals auftreten, als Bezeichnung verwendet und sprachlich an den Pranger gestellt werden. Der Reihenfolge nach hätte nun Ny folgen sollen – doch die WHO ließ diesen und auch gleich den folgenden Buchstaben Xi aus. Warum? Ny, das auf Englisch Nu heißt, klinge zu sehr nach „new“ und wäre daher missverständlich gewesen, hieß es dazu von der WHO. „Xi wurde nicht verwendet, weil es ein verbreiteter Nachname ist.“ Virus-Bezeichnungen sollten keine ethnischen oder regionalen Gruppen verletzen. (APA/red)