Regierungsberater sehen „hohe Wahrscheinlichkeit“ für vierte Welle

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Die Ampel-Kommission erwartet „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ eine vierte Corona-Welle. Auch das Covid-19-Prognosekonsortium des Gesundheitsministeriums ist davon überzeugt. Offen ist der Zeitpunkt. Die Infektionszahlen steigen seit einigen Tagen wieder.

Die ansteckendere und wohl auch gefährlichere Delta-Variante ist mittlerweile dominant, heißt es in der aktuellen Risikoeinschätzung der Ampel-Kommission. Offen bleibe der Zeitpunkt des Eintreffens und das Ausmaß der vierten Welle. Die Kommission pocht ehest möglich auf Maßnahmen, um die Impfqoute nach oben zu drücken. Die Corona-Ampel hat indes diese Woche kaum Farbänderung erfahren. Nur Vorarlberg rückte in die grüne Zone, die sehr geringes Ansteckungsrisiko ausdrückt. Damit befinden sich bloß noch die drei östlichen Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland ebenso wie der Gesamtstaat in der gelb-grünen Zone, die für geringes Risiko steht. Seit dem Wochenende haben sich die täglichen Infektionszahlen allerdings wieder mehr als verdoppelt – auf 153 am Mittwoch nach 69 am Samstag.

Das Prognosekonsortium des Gesundheitsministeriums betonte, dass sich aus vorliegenden Daten (vor allem aus Großbritannien) festhalten lasse, dass „die Delta-Variante deutlich übertragbarer, als die bislang dominante Alpha-Variante (B.1.1.7) ist“. Erste Schätzungen würden auf eine Transmissibilität hindeuten, die etwa um 50 Prozent höher im Vergleich zur bisher dominanten Alpha-Variante sei. „Im Vereinigten Königreich ist die Delta-Variante derzeit mit einer Prävalenz von über 90 Prozent bereits dominant“, hieß es. „Daten der Varianten-Surveillance (…) legen nahe, dass die Delta-Variante auch in Österreich das Fallgeschehen bereits dominiert“, schrieb das Konsortium. „Für die Kalenderwoche 25 belief sich der Anteil der Delta Variante am Infektionsgeschehen bereits auf etwa 50 Prozent, in KW 26 auf über 60 Prozent.“ Die Experten rechnen bereits im Juli mit „ähnlichen Prävalenzen“ wie im Vereinigten Königreich.

Ein systemkritischer Belag in den Krankenanstalten sei im Sommer 2021 jedoch unwahrscheinlich, vermutet das Konsortium. Mittelfristig sei allerdings abzuwarten, ob abschwächende oder verbreitungstreibende Faktoren überwiegen. Das Best Case-Szenario des Konsortiums geht von einer Vollimmunisierungsrate von 80 Prozent aus, die bei etwa 80 Prozent des Impftempos aus dem Juni 2021 erreicht würde. Hier „ist eine systemgefährdende Epidemiewelle bis Ende September sehr unwahrscheinlich“, hieß es. Wird das Tempo beibehalten, aber nur eine Vollimmunisierungsrate von 60 Prozent erreicht, wäre eine systemkritische Auslastung der Intensivstationen weiter sehr unwahrscheinlich.

Der Schlüssel liegt offenbar beim Impftempo. 60 Prozent Vollimmunisierung und 60 Prozent des Impftempos von Juni 2021 könnte auch eine systemkritische Auslastung der Intensivstationen mit sich bringen. Dieses Szenario halten die Experten allerdings für unwahrscheinlich. Das Konsortium betonte aber: „Bei einer Durchimpfungsrate (Vollimmunisierung) von 70 Prozent ist der hypothetische Schwellwert der Herdenimmunität für die Delta-Variante noch nicht erreicht, insbesondere in der kälteren Jahreszeit.“ Selbst bei einer Durchimpfungsrate von 70 Prozent oder höher sei „davon auszugehen, dass es in Bevölkerungsgruppen mit geringer Durchimpfung zu größeren Clustern oder zur unkontrollierten Übertragung in diesen Bevölkerungsgruppen kommen kann“. (red/APA)