Studie zeigt: Antirheumatika ohne negativen Effekt bei Covid-19

Die Einnahme von nicht-steroidalen Antirheumatika macht eine Covid-19-Erkrankung nicht gefährlicher. Was im März vergangenen Jahres weltweit für Aufsehen sorgte, kann laut einer britischen Studie, die jetzt in „Lancet Rheumatology“ mit Daten von Zehntausenden Patienten erschienen ist, ad acta gelegt werden.

Bei der Studie handelte sich um die bisher größte derartige Beobachtungsstudie zum Thema, die von Ewen Harrison (Universität Edinburgh) und den Co-Autoren publiziert worden ist. Beobachtet wurden Krankheitsverlauf und Todesraten von mehr als 72.000 britischen Covid-19-Patienten. 67.968 dieser Kranken hatten vor ihrer Spitalsaufnahme wegen der SARS-CoV-2-Infektion keine herkömmlichen Antirheumatika eingenommen. Hingegen war das der Fall bei 4.211 Covid-19-Erkrankten. Nicht-steroidale Schmerz- und antientzündliche Mittel würden breit verwendet, um Menschen weltweit bei einer ganzen Reihe von Beschwerden zu behandeln, wurde Harrison vom „Lancet“ zitiert: „Als die Pandemie vor mehr als einem Jahr begann, entstand die Notwendigkeit, abzusichern, dass diese häufig verwendeten Medikamente bei Covid-19-Erkrankungen nicht zu einem schlechteren Ausgang führen.“

Die Wissenschafter werteten die medizinischen Daten der mehr als 70.000 Covid-19-Patienten aus, die in 255 stationären Einrichtungen in England, Schottland und Wales zwischen Jänner und August 2020 aufgenommen worden waren. Dabei ergab eine Rate von 5,2 Prozent an Patienten, welche in den 14 Tagen zuvor NSAIDs eingenommen hatten. Das Hauptergebnis sollte die größten Befürchtungen, die als „Fake News“ Ende März 2020 vor allem durch Social Media gegeistert waren, beseitigen: „In der Studie starb etwa ein Drittel (30,4 Prozent; 1.279 von 4.211) der Covid-19-Patienten, die vor ihrer Spitalsaufnahme NSAIDs eingenommen hatten. Das war eine ähnliche Mortalitätsrate (31,3 Prozent; 21.256 von 67.968) wie bei Patienten, welche solche Arzneimittel nicht verwendet hatten. Bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen führte der Gebrauch von nicht-steroidalen Antirheumatika nicht zu einer erhöhten Sterblichkeit.“ Auch bei allen anderen Parametern zur Schwere der Covid-19-Erkrankung gab es zwischen den beiden Gruppen mit bzw. ohne Verwendung der Schmerzmittel keinen Unterschied: Sowohl der Anteil der Patienten mit Aufnahme in Intensivstationen (Faktor 1,01 bei NSAID-Verwendung im Vergleich ohne Gebrauch solcher Medikamente) als auch für die Notwendigkeit für invasive Beatmung (Faktor 0,96), nicht-invasive Beatmung (Faktor 1,12), Sauerstoffversorgung insgesamt (Faktor 1,0) oder akute Nierenschäden (Faktor 1,08) waren praktisch ident. (APA)