Telemedizin gewinnt auch bei Diabetes an Bedeutung

(c) Meduni Graz

Das LKH-Uniklinikum Graz setzt auf smartes Blutzuckermanagement mit Tablet für stationäre Patienten in den verschiedensten Spitalsabteilungen. Bei Schwangerschaftsdiabetes gibt es eine virtuelle Visite.

Die Corona-Pandemie stellt die medizinische Betreuung von Patienten mit chronischen Erkrankungen vor besondere Herausforderungen. Diabetiker werden neben anderen chronischen Erkrankungen häufig als eine der Corona-Risikogruppen genannt. Telemedizinische Versorgungskonzepte können die Patientensicherheit erhöhen und gesundheitliche Folgen wegen Unterversorgung vermeiden. Am LKH-Uniklinikum Graz hat man in den vergangenen Monaten bei Diabetespatienten gute Erfahrungen mit telemedizinischen Tools gemacht.

Damit die Blutzuckereinstellung im Spital gut funktioniert und die Zielwerte erreicht werden, haben steirische Forscher und Mediziner der MedUni Graz ein tablet-basiertes System entwickelt. Das sogenannte „Glucotab“ errechnet aufgrund des beim stationären Patienten gemessenen Blutzuckerspiegels der jeweils vergangenen 24 Stunden die passende Insulinmenge. Auf schwankende Blutzuckerwerte kann somit akkurat reagiert werden. Die Bestimmung der erforderlichen Insulindosis erfolgt direkt am Patientenbett. Die errechneten Dosierungsvorschläge würden die Arbeitsabläufe verkürzen und damit behandelnde Mediziner anderer Fachdisziplinen und das Pflegepersonal unterstützen, sagt der Diabetologe und Endokrinologe Harald Sourij von der MedUni Graz. Doch auch die Zahl der Schwangerschaften von Frauen mit Diabetes sowie mit Schwangerschaftsdiabetes ist am Steigen. Auch hier ist es wichtig, dass Unter- und Überzuckerungen vermieden werden, um Komplikationen bei Mutter und Kind zu minimieren, sagte Sourij. An der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie wurde auch schon während des ersten Lockdown das Blutzuckermanagement von schwangeren Frauen mit Diabetes mellitus weitgehend telemedizinisch unterstützt.

Das System wurde in einem Regionalspital getestet, mittlerweile wird es auch auf nahezu allen chirurgischen Stationen des LKH Graz im Routinebetrieb eingesetzt. Es gibt auch eine Pflegeheimvariante, die gerade erprobt wird, als nächster Schritt soll es auch im Hauskrankenpflegebereich zum Einsatz kommen. Die Vermarktung und Weiterentwicklung hat das Grazer Start-Up Decide Clinical Software GmbH übernommen. An der MedUni Graz wird zudem das „Grazer Diabetes Register für Biomarkerforschung“ geführt. An diesem Projekt mit dem Grazer CBmed (Center for Biomarker Research in Medicine) nehmen rund 1.300 Diabetespatienten teil und stellen ihre krankheitsbezogenen Daten der Diabetesforschung zur Verfügung. Ziel ist u. a. die Erforschung von Biomarkern zur besseren Risikoabschätzung und Therapieplanung bei Menschen mit Diabetes. Weitere Projekte beschäftigen sich mit der Gefahr von Blutgerinnselbildung bei Unterzuckerung, der Entstehung von Herzmuskelschwäche bei Zuckerkrankheit oder auch mit verschiedenen Fastenmethoden bei Diabetes mellitus. (red)