Verstärkte psychische Belastung bei Großeltern

Die Trennung von den Enkelkindern führte dazu, dass viele Großeltern nach den ersten Monaten der Pandemie unter depressiven Symptomen litten.

Dass eine Isolation von geliebten Menschen einen negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit haben kann, ist nicht weiter verwunderlich. Eine Studie, die im „Journal of Gerontology: Social Sciences“ veröffentlicht wurde, liefert dazu nun Zahlen und Fakten. Das Forschungsteam des University College London, der Universität Wien und der Universität Florenz untersuchte Daten einer Stichprobe von 2.468 Großeltern im Alter von über 50 Jahren mit Enkelkindern unter 15 aus der English Longitudinal Study of Ageing (ELSA), wobei im Februar 2020, kurz vor Ausbruch der Pandemie, 52 Prozent der Befragten in die Betreuung ihrer Enkelkinder eingebunden waren. Das Ergebnis der Studie: Mehr als ein Drittel der Großeltern, welche ihre Enkelkinder in den ersten neun Monaten der Pandemie nicht betreuten, litten im Winter 2020 „zu einem hohen Maß“ unter depressiven Symptomen wie Schlafstörungen und Traurigkeit. Sie gaben außerdem an, eine geringere Lebensqualität und Lebenszufriedenheit zu verspüren.

Von den Befragten setzten 10 Prozent die Betreuung der Enkelkinder in den ersten neun Monaten der Pandemie gänzlich aus, 22 Prozent der Großeltern gaben an, dass ihre Beteiligung an der Betreuung ihrer Enkelkinder im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie weitgehend eingeschränkt war. Für die Studie wurden sowohl die psychische und körperliche Gesundheit als auch sozioökonomische und demografische Faktoren der untersuchten Personen vor der Pandemie, sowie die Sozialkontakte mit Familie und Freund:innen und die Einsamkeit während der Pandemie berücksichtigt. Co-Autorin Valeria Bordone von der Universität Wien zieht aus den Ergebnissen folgende Schlüsse: „Wenn physische Abstandsregeln weiterhin oder auch bei zukünftigen Pandemien eine Schlüsselstrategie bleiben, um Risikogruppen vor Covid-19-Varianten oder anderen Erkrankungen zu schützen, sollten wir der psychischen Gesundheit und den umfassenden Bedürfnissen von älteren Menschen besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen, denn sie sind diejenigen, die potenziell stark unter dem Verlust ihrer so bedeutenden Rolle in Familie und Gesellschaft leiden.“ (kagr)