Warnung vor dritter Welle – Intensivpatienten im Schnitt 55 Jahre alt

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Laut Gesundheitsminister stehen jetzt wichtige Wochen in der Entwicklung der Pandemie bevor. Experten warnen allerdings vor einer dritten Welle nach Weihnachten und den Folgen: „Das würden Spitäler nur bedingt verkraften.“

Bei Reproduktionszahl und Sieben-Tage-Inzidenz geht der Trend weiter nach unten. Diese Bilanz hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Donnerstag gezogen. Aber beim wichtigsten Ziel, der Zahl der Intensivpatienten in Österreichs Krankenhäusern, bestehe „die Schwere und Intensität der Aufgabe“ weiterhin. 585 Intensivbetten sind aktuell belegt, in den kommenden „wichtigsten vier Wochen in der Pandemie“ sollen es unter 300 sein. Ab Jänner könne es dann „schrittweise besser werden“, sagte der Minister unter Hinweis auf den baldigen Beginn der Impfungen gegen Corona. Das Risiko, dass diese Zahlen wieder explodieren, besteht nach wie vor, warnte Anschober – eine solche Trendumkehr müsse verhindert werden, die Regierung würde in diesem Fall sofort eingreifen.

Die absolute Katastrophe wäre eine harte Triage gewesen, sagte Klaus Markstaller, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI): „Wir haben befürchtet, dass so eine Situation auch in Österreich eintreten kann“, aktuell finde man bei abnehmenden Zahlen nun die allerschwersten Fälle. Das sind laut Markstaller Patienten, bei denen sich die Situation auch nach ein bis zwei Wochen Intensivbehandlung nicht verbessert. Im Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH) seien auch das jüngere Patienten: Bei einem Durchschnittsalter von 55 Jahren gebe es neben über 70-Jährigen auch Patienten in einem Alter von Ende 20 bis Anfang 30: „Menschen, die keine wesentlichen Vorerkrankungen hatten“, beschrieb der ÖGARI-Präsident deren Lage. Das Gesundheitspersonal sei inzwischen tatsächlich schwer belastet, und dies werde so bleiben, etwa durch die verschobenen Operationen, die nachgeholt werden müssen – es sei eine Belastung, die noch Wochen und Monate anhalten wird.

Auch in der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum Linz sei die Lage weiterhin angespannt, informierte Vorstand Bernd Lamprecht: Mitarbeiter gingen weiterhin an ihre Grenzen, „dieser Zustand kann nicht über viele Monate aufrechterhalten werden“, warnte Lamprecht. Die Überbrückung dieser Lage könne nur gelingen, wenn die Infektionszahlen moderat bleiben. Eine weitere, dritte Welle wäre nicht zu verkraften, prognostizierte Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich (GÖG), „abgesehen von der personellen Belastung auch von den Kapazitäten her nicht“. Dies würde nicht nur eine „Konkurrenz“ zu den herkömmlichen Patienten, sondern auch mit jenen der zweiten Welle bedeuten. (red/APA)