Weltdiabetestag 2021 bringt zahlreiche neue Informationen

Bei einer Studie werden Dunkelziffer, Behandlung und Begleiterkrankungen von Diabetikern erhoben. Parallel werden auch die Auswirkungen der Corona-Impfung auf Blutzucker und Immunantwort ermittelt.

„Wir haben nicht nur eine Corona-Pandemie, sondern auch eine Diabetes-Pandemie“, sagte Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres bei einer Pressekonferenz anlässlich des Weltdiabetestags am Sonntag. 800.000 Diabetikerinnen und Diabetiker gibt es hierzulande laut Susanne Kaser, Präsidentin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG), hinzu kommen 350.000 mit einer Vorstufe. Viele wissen nichts von ihrer Erkrankung. Eine Studie, die die Dunkelziffer lichten soll, läuft derzeit.

Mögliche Komplikationen der Zuckerstoffwechselstörung können alle Körperbereiche betreffen, betonte Kaser. Beispielsweise ist die Erkrankung der häufigste Grund für nicht traumatische Beinamputationen, 200 Diabetiker erblinden in Österreich jährlich. Auch haben Diabetiker ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf, sollten sie sich mit Covid-19 infizieren. „Folgeerkrankungen müssen nicht sein“, ist Kaser allerdings überzeugt, notwendig sei ein früher Therapiestart. Die Frühdiagnostik funktioniert laut dem Leiter des Medizinischen Dienstes der ÖGK, Andreas Krauter, derzeit aber nicht gut. Positiv sei, dass die Bestimmung des für die Diagnose wichtigen Langzeit-Zuckerwertes HbA1c nun österreichweit von der Krankenkasse erstattet werde. Die Prävention solle „idealerweise im Kindergarten beginnen“, forderte ÖGK-Verwaltungsrat Martin Schaffenrath.

Während schon früh erkannt wurde, dass häufig Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenkrankheiten oder Diabetes mellitus bei Menschen mit schweren Covid-19-Verläufen vorliegen, ist noch unklar, ob die Immunreaktion auf eine Covid-19-Impfung bei Menschen mit Diabetes eingeschränkt ist und ob die Impfung einen Einfluss auf den Blutzucker selbst hat. Dies wird im Rahmen der Diabetes-Studie an der Med Uni Graz aktuell untersucht, gab Harald Sourij von der Universitätsklinik für Innere Medizin der Med Uni Graz ein Forschungsupdate. Generell wurde für Menschen mit Diabetes mellitus vom Nationalen Impfgremium eine Corona-Impfung als Risikogruppe empfohlen.

Offen ist etwa noch, ob sich die Immunantwort bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 von gesunden Kontrollpersonen unterscheidet und ob die Blutzuckereinstellung selbst einen Einfluss auf die Antikörperantwort auf Impfung hat. Diese Fragen werden aktuell in der COVAC-DM-Studie untersucht, die federführend von der Trials Unit für Interdisziplinäre Metabolische Medizin in enger Zusammenarbeit mit dem Diagnostik- und Forschungsinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin an der Med Uni Graz betrieben wird, in Kooperation mit der Med Uni Innsbruck und der Universität von Bayreuth. Die ersten Daten dazu sind bereits zur Publikation eingereicht. „Es zeigte sich, dass es zu keiner Blutzuckererhöhung oder vermehrten Unterzuckern in der Gesamtgruppe kam. Lediglich bei Personen mit Typ-1-Diabetes zeigte sich an jenen Tagen, an denen sowohl eine Temperaturerhöhung als auch sonstige Nebenwirkungen vorlagen (z.B. Kopfschmerzen, Gliederschmerzen) ein temporärer, signifikanter Anstieg der Blutzuckerwerte“, fasst Sourij zusammen. (red)