WHO warnt vor schnellen Lockerungen: Corona nicht vorbei

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Die Coronavirus-Pandemie bleibt ein internationaler Gesundheitsnotstand. Das entschied die Weltgesundheitsorganisation in Genf. Experten warnen vor neuen gefährlichen Mutationen.

Die WHO schloss sich der Empfehlung unabhängiger Experten an, die sich dagegen ausgesprochen hatten, die Ende Jänner 2020 erklärte „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ aufzuheben. Der Expertenrat betrachtet die Infektionslage nach der Erklärung eines Notstands alle drei Monate und berät die WHO. Die Ausrufung einer Notlage ist die höchste Alarmstufe, die die WHO verhängen kann. Sie soll den Fokus der Weltgemeinschaft auf ein gefährliches Problem lenken und Regierungen anspornen, Maßnahmen zu ergreifen. Länder sind damit auch verpflichtet, Fallzahlen zu melden.

Die WHO ruft Länder nach dem Lockern von Corona-Schutzmaßnahmen auch dazu auf, weiterhin rigoros Menschen auf das Virus zu testen. „Die Pandemie ist sicherlich noch nicht vorbei“, sagte Kate O’Brien, Direktorin der WHO-Abteilung für Impfungen. Es könnten sich weiterhin neue Virusvarianten entwickeln. Lockerungen führten zu neuen Infektionswellen, sagte O’Brien. Das sei nicht immer gleich deutlich, weil in vielen Ländern inzwischen deutlich weniger getestet werde. Sie rief Regierungen dazu auf, die Schutzmaßnahmen vorsichtig zu lockern und dabei zu überwachen, wie sich die Todeszahlen entwickeln.

In 20 Ländern weltweit sind weniger als zehn Prozent der Einwohner gegen das Coronavirus geimpft. Die meisten davon lägen in Afrika, sagte O’Brien nach einem Treffen des unabhängigen Expertenrats, der die WHO in Impffragen berät. Die Länder arbeiteten daran, ihre Impfprogramme auszuweiten. Im Jänner hatten noch 34 Länder weniger als zehn Prozent der Einwohner geimpft.

Zuletzt hat auch der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor einer möglichen „Killervariante“ des Coronavirus im Herbst gewarnt. Andere Fachleute betonen die Unvorhersehbarkeit der Entwicklung. „Keine Expertin und kein Experte kann derzeit sicher sagen, welche Variante wir im Herbst bekommen“, sagte der Intensivmediziner Stefan Kluge vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf der Funke Mediengruppe. „Wir sollten aber darauf vorbereitet sein, dass noch einmal eine Variante kommen kann, die zu einer höheren Krankheitsschwere führt, als dies derzeit bei der Omikron-Variante der Fall ist“, betonte er. Lauterbach hatte angesichts der Impflücke von einem möglichen „harten Herbst“ gesprochen. „Es ist durchaus möglich, dass wir eine hochansteckende Omikron-Variante bekommen, die so tödlich wie Delta ist. Das wäre eine absolute Killervariante.“ (red/APA)