Empfehlungen zu COVID-19-Impfungen

Das Multiple Myelom ist eine hämatologische Erkrankung mit einer globalen Prävalenz von etwa 550.000 Patienten. Eine Myelomerkrankung ist oft verbunden mit einer verminderten Immunfunktion und einem erhöhten Risiko für Infektionen. Myelompatienten sind daher einem erhöhten Risiko für eine COVID-Infektion ausgesetzt. Im Falle einer Infektion leiden sie häufiger einem schwereren und längeren Krankheitsverlauf, benötigen öfters eine Spitalsaufnahme und Intensivpflege, und unterliegen einer erhöhten Mortalität.

Am 28. Oktober 2021 veröffentlichte das European Myeloma Network (EMN)1 den europäischen Konsensus zu COVID-19-Impfungen bei Patienten mit Multiplem Myelom im Fachmagazin Lancet Haematology2. Diese Stellungnahme ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen einem Gremium von EMN-Mitgliedern und einigen externen Spezialisten, welche sich dazu entschieden haben, durch Austausch ihrer persönlichen Erfahrungen mit COVID-19-Impfungen und COVID-19-Erkrankungen von Patienten mit Multiplem Myelom und anderen verwandten Erkrankungen, sowie durch Recherche relevanter, bei wissenschaftlichen Kongressen oder in internationalen Fachzeitschriften veröffentlichter Berichte, diesen Konsensus zu erarbeiten. Dieser hat zum Ziel, Ärzte und anderes medizinisches Personal über wesentliche Aspekte von COVID-19-Infektionen und –Impfungen zu informieren, und eine Leitlinie  zur optimalen Betreuung von Patienten zu erstellen, um diese vor dem Risiko eines bei ihnen häufig schwerwiegenden Verlaufes von SARS-COV-2-Infektionen zu schützen.

Die Vakzination von Patienten mit Multiplem Myelom mit den Impfstoffen BNT162b2 (Pfizer Biontech), mRNA-1273 (Moderna), ChAdOx1 nCoV-19 (Astra Zeneca) und AD26.COV2.S (Johnson & Johnson) führt zu geringeren Antikörpertitern und zellulärer Immunität als bei Kontrollgruppen, wobei eine große Schwankungsbreite bei verschiedenen Patienten zu beobachten ist, und etwa 20-50 % der Patienten überhaupt keine oder nur eine geringe Immunantwort auf die Impfung aufweisen. Diese Patienten zu identifizieren ist wichtig, um einen dritten (oder, nach Impfung mit AD26.COV2.S, zweiten) Impftermin für sie vereinbaren zu können. Jene Patienten, die trotzdem keine messbare Immunantwort entwickeln, müssen sich im besonderen Maße an Präventivmaßnahmen wie etwa Maskentragen, Händewaschen und soziale Isolation halten, und auf die Bildung einer Herdenimmunität vertrauen. Für Patienten, die Kontakt mit einer SARS-COV-2-positiven Person hatten, sind neue prophylaktische Maßnahmen verfügbar. Bei diesen Patienten sollte die Gabe eines kürzlich zugelassenen Cocktails aus monoklonalen Antikörpern gegen Spike Antigene in Betracht gezogen werden, um das Risiko für eine klinisch manifestierte Krankheit zu reduzieren.

1 Für weitere Informationen wenden sie sich an das European Myeloma Network (Präsident Prof. Pieter Sonneveld) unter https://www.myeloma-europe.org/ bzw. an heinz.ludwig@extern.gesundheitsverbund.at

2 Originalpublikation: Heinz Ludwig, Pieter Sonneveld, Thierry Facon et al., COVID-19 vaccination in patients with multiple myeloma: a consensus of the European Myeloma Network. The Lancet Haematology 2021; 21: 2352-3026