Asthma und Schwangerschaft

Allergien sind die zweithäufigsten Krankheiten in Österreich, die vor allem Kinder und jüngere Menschen und daher auch Schwangere betreffen können. Ziel der modernen Asthmatherapie ist eine individuelle symptomorientierte Therapie, die der Schwangeren ein Maximum an Lebensqualität ermöglicht, ohne jedoch ihr ungeborenes Kind zu gefährden.
Da schwangere Frauen um die Gesundheit ihrer Kinder fürchten, wird auch heute noch nicht selten die antiasthmatische Therapie abgesetzt. Unbehandeltes Asthma ist gefährlich und kann zu Asthma-Exazerbationen bis hin zum Status asthmaticus führen. Die damit verbundene Hypoxie kann das Kind schädigen. Daher ist eine antiasthmatische Therapie über alle Abschnitte der Schwangerschaft, auch im vulnerablen ersten Trimenon, nötig. Die moderne inhalative Therapie bestehend aus inhalativem Steroid und Betamimetikum ist nach heutigem Wissen als nicht schädlich anzusehen.

Richtig informieren

Wichtig ist eine verständliche Aufklärung der Schwangeren, damit sie die Wichtigkeit/Notwendigkeit der Therapie versteht. Eventuelle Widersprüche an Information (Cave Beipackzettel) müssen vorab erläutert werden. Zusätzlich sollte die meines Erachtens übersichtlichste Onlineplattform über Arzneigabe in der Schwangerschaft (www.embryotox.de) jeder Schwangeren zum Nachlesen empfohlen werden, da sie auch für Lai:innen verständlich ist. Für behandelnde Ärzt:innen empfiehlt sich die Pocket Card der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) „Inhalative Therapie – Asthma und COPD“ auf der Website der ÖGP. Neben der Aufklärung sind die regelmäßige lungenfachärztliche Kontrolle und das Verwenden eines Peak-Flow-Meters wichtig, um eine Verschlechterung des Asthmas frühzeitig zu erkennen und gegensteuern zu können.

Therapie bei schwerem Asthma

Ein kleiner Prozentsatz an Patient:innen leidet an schwerem Asthma, das mit Biologika behandelt werden muss. Derzeit sind Anti-IgE-, Anti-IL4/13-, Anti-IL5- und Anti-IL-5-Rezeptor- sowie Anti-TSLP-Antikörper verfügbar. Die Datenlage ist aufgrund der seltenen Verwendung naturgemäß eher dünn, die meisten Daten gibt es zu Anti-IgE. Im konkreten Fall ist eine Nutzen-Risiko-Abwägung durch die betreuenden Pulmolog:innen vorzunehmen. Zu beachten ist auch, dass Biologika (IgG-Antikörper) die Plazentaschranke passieren können und eine längere Wash-out-Phase haben, somit muss diese in die Planung der Schwangerschaft einbezogen werden. Alternativ auf orales Steroid umzusteigen ist nicht unproblematisch, da orales Steroid unter Verdacht steht, Kiefergaumenspalten zu verursachen (auch wenn dazu die Datenlage widersprüchlich ist, siehe www.embryotox.de) und bei längerer Anwendung das Risiko einer Frühgeburt erhöhen könnte. Allerdings ist auch hier im individuellen Fall eine Nutzen-Risiko-Abwägung sinnvoll. Lokales Kortison (nasal/kutan) ist als unbedenklich einzustufen.
Generell gilt bei Medikamentengabe in der Schwangerschaft, dass immer die Frage nach einem Alternativmedikament gestellt werden sollte, bei dem ein größerer Erfahrungsschatz über die Anwendung in der Schwangerschaft besteht.

Tab.: Medikation in der Schwangerschaft

Allergische Erkrankungen

Auch allergische Erkrankungen wie die Rhinokonjunktivitis sollten während der Schwangerschaft behandelt werden, zumal auch antiallergische Medikamente keine Kontraindikation in der Schwangerschaft und der Stillzeit darstellen. Auch die subkutane allergenspezifische Immuntherapie darf an sich während der Schwangerschaft weitergeführt werden, wenn auch mit deutlich reduzierter Dosis. Bei Insektengiftallergie soll sie sogar weitergeführt werden. Die sublingualen Immuntherapien dürfen weitergeführt werden.
Auch in der Schwangerschaft darf eine Allergiediagnostik durchgeführt werden, auch der Pricktest ist möglich. Aus Sicherheitsgründen empfiehlt sich jedoch eine serologische Diagnostik. Von einer allergenspezifischen Provokation (konjunktival, nasal oder oral) ist wegen des potenziellen Anaphylaxierisikos Abstand zu nehmen.

Entbindung

Betasympathomimetika könnten wehenhemmend wirken und beim Neugeborenen eventuell eine vorübergehende Unterzuckerung und Muskelhypotonie verursachen. Nach Rücksprache mit den behandelnden Lungenfachärzt:innen ist ein Absetzen dieser Medikation vor der Entbindung allerdings nur dann sinnvoll, wenn die Asthmakontrolle gegeben ist.

Stillperiode

Wie für die Schwangerschaft gilt auch für die Stillperiode, dass die gängigen Betamimetika und inhalativen Steroide gegeben werden dürfen, da nur minimale Mengen in die Muttermilch übertreten. Selbiges gilt auch für die antiallergische Medikation mit Antihistaminika oder topischen Steroiden. Eine spezifische Immuntherapie darf wieder mit Erhaltungsdosis weitergeführt werden.