EAACI-Leitlinien: Biopharmazeutika bei schwerem Asthma

Neue Leitlinien für den Einsatz von Biopharmazeutika bei Patienten mit schwerem Asthma wurden im Rahmen der virtuellen Jahrestagung der Europäischen Akademie für Allergologie und klinische Immunologie (EAACI) präsentiert.

Schweres Asthma stellt eine erhebliche Belastung für Patienten, Familien und Gesundheitssysteme dar. Der Umgang mit schwerem Asthma erweist sich aufgrund der Heterogenität der Erkrankung, koexistierender Komorbiditäten und insbesondere aufgrund von komplexen Versorgungswegen und Unterschieden in nationalen und regionalen Gesundheitssystemen als schwierig. Ein besseres Verständnis der Krankheitsmechanismen hat einen stratifizierten Ansatz zur Behandlung von schwerem Asthma ermöglicht, der den Einsatz zielgerichteter Biopharmazeutika (Biologika) unterstützt.

Es gibt jedoch noch viele offene Fragen, die es zu lösen gilt: Wie kann ein bestimmtes Biologikum ausgewählt werden, wo sie doch alle auf sich überlappende Krankheitsphänotypen abzielen? Wie kann das Ansprechen definiert bzw. verbessert werden? Welche Strategien eignen sich zur Steigerung der Responder-Rate? Was ist die optimale Behandlungsdauer und wie hoch sind die Kosten der Behandlung? Und was ist das geeignete Regime – in der Klinik oder zu Hause?

Die EAACI-Leitlinien zum Einsatz von Biopharmazeutika bei schwerem Asthma1 folgen dem GRADE-Ansatz zur Formulierung von Empfehlungen für jedes einzelne Biologikum und Outcome. Zusätzlich wird ein Management-Algorithmus für den Einsatz von Biologika in der Klinik vorgeschlagen, zusammen mit zukünftigen Ansätzen und Forschungsprioritäten.

Management-Algorithmus (Abb. 1): Die EAACI tritt für ein dreiteiliges Entscheidungsdiagramm ein, das auf phänotypischen Merkmalen, Biomarkern und Outcomes basiert. Hinzu kommt eine gemeinsame Entscheidungsfindung, um individuelle Ziele festzulegen und gemeinsam mit dem Patienten das Ansprechen zu definieren.

Abb. 1: „Management-Algorithmus für den Biologika-Einsatz bei schwerem Asthma“1

 

Die Wirksamkeit wird nach vier bis sechs Monaten getestet. Spricht der Patient an, ist die Intervention gemäß dem vorgegebenen Ziel und bei kontinuierlichem Sicherheitsmonitoring fortzusetzen. Bei suboptimalem Ansprechen sollte eine Reevaluierung bzgl. Entzündung und/oder Hyperreaktivität der Atemwege vorgenommen werden. Wird eine anhaltende eosinophile Entzündung festgestellt, kann das an mehreren Faktoren liegen: mangelnde Therapietreue, das verwendete Biologikum zielt auf einen anderen, als den die Eosinophilie vermittelnden Pathway ab, inadäquate Dosierung, Entwicklung neutralisierender Anti-Drug-Antikörper und andere Immunmechanismen (z. B. Autoimmunität, Immunkomplexe, ILC2). Liegt eine neutrophile Entzündung vor, können Makrolide in Betracht gezogen werden. Wenn keine Entzündung vorliegt, kommen Nicht-T2-Asthma-Ansätze wie duale Bronchodilatoren und in sehr selektiven Fällen bronchiale Thermoplastie in Frage.

–> Zur Leitlinie im Original 

Quelle:

1 Agache I et al., EAACI Biologicals Guidelines – Recommendations for severe asthma. Allergy 2020; doi: 10.1111/all.14425