Von der Symptombekämpfung zur Symptomprävention

Die Prävalenz von Asthma bronchiale ist weltweit in allen Altersgruppen hoch. Die chronische Erkrankung der Atemwege kann sowohl in der Kindheit als auch im Erwachsenenalter erstmalig mit Symptomen – oft nächtlich – wie anfallsartige Atemnot, Kurzatmigkeit, Husten, pfeifende (giemende) Atemwegsgeräusche bei der (Aus-)Atmung und Engegefühl in der Brust auftreten. Die LEAD-Studie konnte zeigen, dass die Prävalenz eines diagnostizierten Asthmas in Österreich bei 6–80-Jährigen bei ca. 5 % liegt. Das klinische Bild von Asthma ist variabel, wie die zugrunde liegende Atemwegsobstruktion. Symptome können von Person zu Person sehr unterschiedlich ausfallen. Üblicherweise treten die Symptome in unterschiedlicher Intensität und Häufigkeit auf und wechseln mit symptomfreien Intervallen. Aufgrund der Variabilität und zahlreichen Differenzialdiagnosen ist die Diagnosestellung nicht immer einfach. Die Asthma-Diagnostik beruht auf 2 Säulen: 1) einer umfassenden Anamnese von Symptomen, auslösenden Faktoren, Komorbiditäten und Erhebung des klinischen Status und der Biomarker (FeNO, Eosinophilie); 2) dem Nachweis einer variablen bzw. reversiblen Obstruktion oder Überempfindlichkeit der Atemwege (bronchiale Hyperreagibilität) mittels Lungenfunktionstestung.

In der im März 2023 erschienenen S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie von Asthma“ wurden für Kinder und Jugendliche sowie für Erwachsene angepasste Diagnosealgorithmen vorgestellt.

Das neue Konzept der medikamentösen Asthma-Therapie empfiehlt den Fokuswechsel von Symptombekämpfung hin zur Symptomprävention. Das Asthma-Management umfasst auch nichtmedikamentöse Strategien zur Behandlung modifizierbarer Risikofaktoren wie Trigger-/Allergenvermeidung, Tabakentwöhnung und Überprüfung und Schulung der Inhalationstechnik und Atemtechniken. Ziel ist es, Symptome und akute Verschlechterungen langfristig zu vermeiden. In jeder Therapiestufe ist bei vorliegenden Allergien die Indikation zur Behandlung mit einer Allergenimmuntherapie (AIT) zu prüfen. Diese ist sowohl zur Therapie eines bestehenden allergischen Asthmas als auch zur Prävention der Asthma-Entstehung indiziert.

Die frühzeitige Behandlung der Symptome und der Atemwegsentzündung mit Bronchodilatator (langwirksames Betamimetikum; LABA) und inhalativem Kortison (ICS), in einem Inhalator oder getrennt, ist Grundlage der Asthma-Therapie und bereits in der Behandlung von mildem Asthma in den GINA Guidelines verankert. Mildes Asthma wird bei unspezifischen Symptomen häufig nicht als solches erkannt, so kann es zu einer Therapieverzögerung kommen.

Die dauerhafte Behandlung mit systemischen Glukokortikoiden ist nicht empfohlen und sollte aufgrund der Nebenwirkung und der mittlerweile deutlich besser geeigneten Dauertherapien (Inhalation, Biologika) vermieden werden. Die kurzzeitige Anwendung von systemischem Kortison ist der Therapie des akuten Asthma-Anfalls vorbehalten. Bei schwerem Asthma, definiert als Asthma mit weiterhin bestehender regelmäßiger Symptomatik trotz maximaler Therapie mit hochdosiertem inhalativem Kortison + atemwegserweitendem langwirksamem Betamimetikum und Muskarinantagonisten (ICS + LABA + LAMA), ist eine Anbindung und Evaluierung einer geeigneten Biologika-Therapie in spezialisierten Zentren empfohlen.