Akute Herzinsuffizienz

Dr. Lore Schrutka

Sicherheit und Wirksamkeit von Istaroxim bei akuter Herzinsuffizienz

Präsentation: Marco Metra

In dieser multizentrischen Phase II-Studie wurden Sicherheit, Verträglichkeit sowie hämodynamische Veränderungen von Istaroxim, einer neuen Substanzklasse mit luso-inotroper Wirkung, getestet. Über zwei Angriffspunkte (Hemmung der Na+/K+-ATPase und Aktivierung von SERCA2a) im sarkoplasmatischen Kalziumhaushalt soll Istaroxim die systolische Kontraktilität und gleichzeitig die diastolische Relaxation verbessern. Zwei Dosierungen (0,5 und 1,0 µg/kg/min) wurden im Vergleich mit Placebo über 24 Stunden bei Patienten mit akut dekompensierter Herzinsuffizienz infundiert. Verglichen zur Baseline zeigten sich unter beiden Dosierungen signifikante Veränderungen der E/e‘ Ratio und der Schlagvolumenindizes. Weiters kam es bei gleichbleibenden oder gesteigerten Blutdruckwerten zu einer Herzfrequenzreduktion; auch die Nierenfunktion zeigte eine tendenzielle Besserung. Die Anwendung von Istaroxim war allgemein sicher, vor allem kam es zu keinen Arrhythmien und gemessene cTNT-Spiegel blieben unverändert. Berichtet wurde von lokalen Schmerzen an der Infusionsstelle und unter hohen Dosen kam es zu gastrointestinalen Nebenwirkungen.

Bedeutung für die Praxis: Gemäß den vorliegenden Daten, bietet die Stimulation von SERCA2a ein neues Target in der Behandlung der akut dekompensierten Herzinsuffizienz. Ein potentieller klinischer Nutzen muss jedoch noch durch größere Folgestudien gezeigt werden.

 

Dr. Suriya Prausmüller

ESC-EORP-HFA: inkomplette Rekompensation verschlechtert Prognose in der akuten Herzinsuffizienz

Präsentation: Ovidiu Chioncel

In der retrospektiven Analyse des ESC‐EORP‐HFA Herzinsuffizienz Langzeitregisters wurden 7.865 herzinsuffiziente Patienten je nach Perfusions- und Volumenstatus (warm vs. kalt; nass vs. trocken) klassifiziert. Bei Entlassung waren 30,9 % der Patienten inkomplett rekompensiert; davon hatten Patienten mit bestehenden Stauungszeichen eine erhöhte 1-Jahres-Mortalitätsrate verglichen mit Patienten ohne Stauungszeichen (28,0 % vs. 18,5 %).

Bedeutung für die Praxis: Eine standardisierte Beurteilung des Stauungs- und Hypoperfusionsstatus ist essentiell, um Hochrisikopatienten zu identifizieren. Die Stratifizierung dieser Subpopulation könnte zukünftig eine wichtige Rolle bei der Implementierung gezielter therapeutischer Interventionen spielen, die möglicherweise zu einem besseren Outcome dekompensierter Patienten führen.

 

Doz. Dr. Martin Hülsmann

ADM als Biomarker für Flüssigkeitsretention bei akuter Herzinsuffizienz

Präsentation: Paloma Pandhi

Patienten, welche nicht vollständig euhydriert entlassen werden, haben bekannterweise ein höheres Rehospitalisationsrisiko. Adrenomedullin (ADM) ist ein vasodilatierendes, gefäßstabilisierendes und diureseförderndes Hormon. Während die vasodilatierende Wirkung eher stattfindet, wenn das Hormon interstitiell gelagert ist, wirkt das ADM, wenn es intravasal migriert, diuretisch und – viel entscheidender – auch „gefäßabdichtend“. Dies verhindert einen Flüssigkeitsshift zwischen Interstitium und Gefäßsystem. Insofern dürfte ADM eine zentrale Rolle in der Ödementwicklung bzw. Stabilisierung spielen. In einer prospektiven Studie wurde der Wert einer Bio-ADM-Messung zur Bestimmung des Flüssigkeitsstatus herangezogen. Es konnte ein direkter Zusammenhang zwischen ADM und Flüssigkeitsstatus bzw. Diuretikabedarf und ADM-Spiegel gezeigt werden. Das bedeutet, dass interstitielle Flüssigkeit nicht mehr rückgeshiftet werden kann und dadurch praktisch eine Diuretikaresistenz entsteht. Interessanterweise standen ein hohes ADM und hoher Diuretikabedarf auch in direktem Zusammenhang mit der Rehospitalisationsrate. Daher wird derzeit das Konzept verfolgt, dass das BNP den intravasalen Flüssigkeitsstatus darstellt, während das ADM mit dem interstitiellen Volumen korreliert.

Bedeutung für die Praxis: Mittelfristig könnten uns Biomarker bei „versteckten Überwässerungen“, vor allem bei adipösen Patienten, bei der Therapieentscheidung helfen. Darüber hinaus können verschiedene Volumenkompartimente dargestellt und entsprechend frühzeitig gezielt behandelt werden. Da auch bereits ein Antikörper für ADM zur Verfügung steht, könnte hier in der Zukunft eine gefäßabdichtende Therapie zur Vermeidung von Flüssigkeitsretentionen zur Verfügung stehen. Erste Studien in der Sepsis sind bereits aktiv.

 

Dr. Noemi Pavo

PIONEER-HF: ARNI bereits in der instabilen Phase der Herzinsuffizienz?

Präsentation: Piotr Ponikowski

Der ARNI Sacubitril/Valsartan erwirkte eine Reduktion der Mortalität sowie Hospitalisierung bei stabiler Herzinsuffizienz (PARADIGM-HF) und wird für Patienten, die trotz optimaler Medikation symptomatisch bleiben, empfohlen. Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit von Sac/Val in der instabilen Phase der Herzinsuffizienz fehlten dagegen bislang. Die randomisiert-kontrollierte Studie PIONEER-HF untersuchte 881 Patienten, die aufgrund einer kardialen Dekompensation stationär behandelt werden mussten. Es zeigte sich, dass die Verabreichung von Sac/Val im Vergleich zu Enalapril zu einer größeren Reduktion des NT-proBNPs führt, ohne dass dabei vermehrt Nebenwirkungen auftreten. Außerdem konnte eine Reduktion in der Rehospitalisierungsrate als explorativer klinischer Endpunkt beobachtet werden.

Bedeutung für die Praxis: Der Beginn einer Behandlung mit Sac/Val für Patienten mit neu aufgetretener oder dekompensierter Herzinsuffizienz ist sicher. Diese Therapieoption kann in Erwägung gezogen werden, um das Risiko kurzfristiger unerwünschter Ereignisse zu senken und das Management des therapeutischen Regimes zu vereinfachen (keine vorhergehende Auftitration mit ACE-Hemmern notwendig). Eine diesbezügliche Empfehlung internationaler Experten wird in Kürze in dem 2019 HFA Clinical Practice Update publiziert.