Pediatric HL

 

Dr. Maria Gold

1. Medizinische Abteilung, Universitätsklinikum St. Pölten, über die Session „Pediatric HL“, 29. Oktober 2018

Pädiatrisches Hodgkin-Lymphom: Die ganze Familie muss mitbehandelt werden

Was waren für Sie die Highlights der Session?

Den ersten Vortrag zur PD-1-/PD-L1-Expression beim pädiatrischen Hodgkin-Lymphom habe ich sehr interessant gefunden, vor allem im Zusammenhang mit dem Einfluss von Nivolumab auf die Makrophagen. Es wurde klar gezeigt, dass Nivolumab eine Reprogrammierung der M2-Makrophagen zu M1-Makrophagen bedingt, anstatt über die klassische PD-1-/PD-L1-Interaktion Effekte zu entfalten. Diese Erkenntnisse haben natürlich vorläufig keine praktische Konsequenz und werden die Anwendung nicht verändern. Man versteht aber, warum Nivolumab trotzdem wirkt, auch wenn nicht der klassische Weg beschritten wird.
Interessant waren weiters die Daten zur genetischen Suszeptibilität gegenüber der Entstehung eines M. Hodgkin bei Kindern. Es wurden Varianten des HLA-Locus identifiziert, die auf eine besondere molekulare Ätiologie bei Kindern hinweisen. Die präliminären Ergebnisse legen nahe, dass DNA-Mismatch-Gene die Basis für die Suszeptibilität bilden. Ich bin gespannt auf die weiteren Erkenntnisse auf diesem Gebiet. Hier könnte man eventuell ansetzen. Es wurden einige Stammbäume gezeigt, einer davon war sehr eindrucksvoll; zwei Töchter einer Frau, die mit 28 Jahren an Hodgkin-Lymphom erkrankt war, erkrankten ebenfalls im jungen Alter.

Eine Arbeit hat Outcome-Unterschiede bei pädiatrischen Hodgkin-Patienten je nach Ethnizität gezeigt, wobei sich zwar nicht das ereignisfreie Überleben unterschied, aber das Gesamtüberleben nach Rezidiv. Wie sehen Sie diese Resultate?

Die Autoren führen den Überlebensnachteil der nichtweißen Kinder und Jugendlichen zum Teil auf Unterschiede im Zugang zu den Nachsorgeprogrammen zurück, allerdings müsste auch Beachtung finden, dass der histologische Typ der Erkrankung in der schwarzen und hispanischen Bevölkerung teilweise ein anderer war als in der weißen Bevölkerung, wie am Anfang betont wurde. Insofern stellt sich die Frage, ob dieser Faktor nicht auch hineingespielt hat, vor allem da bereits statistische Anpassungen um den Versicherungsstatus und den sozioökonomischen Status stattgefunden hatten.

Wie beurteilen Sie die Daten, die zum lebensqualitätsbezogenen und finanziellen Einfluss der Erkrankung präsentiert wurden?  

Ich glaube, dass die Situation diesbezüglich in den USA dramatischer ist als in Europa, wobei sich auch bei uns durch die Erkrankung eines Kindes an Hodgkin-Lymphom Probleme in finanzieller Hinsicht ergeben. Der Pflegeurlaub ist begrenzt, und wenn ein Elternteil wegen der Betreuung eines Kindes längerfristig ausfällt, ist das finanziell auch bei uns ein großes Problem, das man nicht unterschätzen darf. Auch für die Kinder, die gesund sind und in der Familie aufwachsen, resultieren Belastungen. Kindliche Krebserkrankungen gehen sozial und psychisch mit ganz anderen Herausforderungen einher als Krebserkrankungen Erwachsener.

Darf ich Sie um ein Abschluss-Statement bitten?

Mein Respekt vor den Pädiatern ist durch den Besuch dieser Session noch einmal gestiegen. Noch mehr als die Erwachsenenonkologen therapieren pädiatrische Onkologen die ganze Familie mit. Man muss sehr viel an sozialer und sonstiger Betreuung für das ganze Umfeld bieten, wozu auch die Bewältigung der emotionalen Belastung zählt, obwohl die Erfolgsrate noch höher ist als bei Erwachsenen mit Tumorerkrankungen.