Die fehlgeschlagene Intubation  

Der Alptraum jedes Mediziners. Patient ist bereits medikamentös narkotisiert, jedoch die Intubation klappt nicht.

Zuerst einige Statistiken über fehlgeschlagene Intubationen 

Die Intubation an sich ist ein sehr häufiges und sicheres Verfahren. Im Jahr 2010 gab es schätzungsweise 25 Millionen Intubationen in den Vereinigten Staaten und mehr als 50 Millionen weltweit. Die Tatsache, dass die Intubation klinische Routine ist und in der Regel ereignislos verläuft, kann ein falsches Gefühl der Sicherheit geben. Die Häufigkeit einer schwierigen Intubation wird in der Literatur mit 0,15 % angegeben. Bedeutet aber alleine ca. 37.500 Fälle pro Jahr in den Vereinigten Staaten. Chirurgische Atemwegsnotfälle treten in etwa 1 von 50.000 Fällen auf, machen aber bis zu 25 % der anästhesiebedingten Todesfälle aus.

Fehlgeschlagene Sicherung der Atemwege ist eine der häufigsten Ursachen für Todesfälle in der ASA-Datenbank für Schadensfälle. Die Hälfte der perioperativen Schadensfälle bezog sich auf Atemwegskomplikationen, und alle Schadensfälle in anderen Bereichen betrafen Tod oder Hirnschäden. Sowohl der Algorithmus der Difficult Airway Society als auch der Algorithmus der American Society of Anesthesiologists für schwierige Atemwege betonen die Verwendung eines supraglottischen Atemwegs zu einem frühen Zeitpunkt im Algorithmus.

Wie ist das Management des fehlgeschlagenen Atemwegs?

Wenn wir mit einer fehlgeschlagenen Intubation konfrontiert sind, denken wir oft zuerst die Intubation unbedingt durchzuführen, um den Atemweg endgültig zu sichern. Stattdessen sollten wir uns sofort darauf konzentrieren, wie wir am schnellsten die Oxygenierung und Beatmung sicherstellen können. Sobald die Sauerstoffzufuhr und die Beatmung sichergestellt sind, haben wir wieder genug Zeit, die nächsten Schritte zu planen.

Hilfe rufen: das Team auf das Problem hinweisen!

Teamarbeit und Kommunikation sind sowohl für die Vorbeugung von Problemen als auch für die Bewältigung von Notfällen unerlässlich. Dein Team kann dir nicht helfen, wenn es nicht weiß, dass es ein Problem gibt. Es liegt in der menschlichen Natur, sich darauf zu verlassen, dass man das Problem selbst beheben kann. Bei einem Atemwegsnotfall zählen jedoch Sekunden, und verschwendete Sekunden können dazu führen, dass Gehirnzellen durch Hypoxie verloren gehen. Man braucht sein Team als zusätzliche Hilfe, um z.B. den Notfallset oder den Wagen für schwierige Atemwege zu holen und die Ausrüstung entsprechend vorzubereiten.

Schließlich erfordert die Platzierung einer supraglottischen Atemhilfe weniger technische Fertigkeiten als die Intubation. Des Weiteren kann dadurch eine effektivere Oxygenierung und Beatmung ermöglicht werden als durch Beutel bzw. Maskenbeatmung.

Kontraindikationen für die Verwendung einer supraglottischen Atemhilfe

Vorhandensein eines Würgereflexes (Gefahr von Erbrechen und Aspiration); kann bei Patienten mit Schutzreflex nur verwendet werden, wenn diese im Rahmen einer Blitzintubation relaxiert sind.

Trauma oder Erkrankung des Oropharynx oder der proximalen Speiseröhre (Risiko einer Perforation der Schleimhaut), z. B. bekannte Ösophagusvarizen (Risiko einer Perforation oder Blutung in den Atemwegen).

Atemwegsobstruktion durch einen Fremdkörper (Risiko des Eindringens eines supraglottischen Fremdkörpers in die Luftröhre)

Chirurgischer Atemweg – wenn nichts mehr geht
Wenn man den Patienten noch immer nicht mit Sauerstoff versorgen oder beatmen kann und das Aufwecken des Patienten keine Option mehr ist, sollte ein chirurgischen Atemweg erfolgen. Es bleiben nur wenige Minuten, bis lebensbedrohliche Komplikationen auftreten, einschließlich Hirnschäden und Tod. Eine chirurgische Cricothyroidotomie lässt sich schnell und einfach durchführen. Auf jeder Abteilung sind spezielle Kits dafür vorhanden. Man kann den Eingriff auch nur mit einem Skalpell und einem kleinen Endotrachealtubus durchführen. Zusammengefasst kann sie schnell durchgeführt werden und  daher Leben retten.

Tipp:

Anleitungsvideo für das Atemwegsmanagement im Notfall 

https://www.youtube.com/watch?v=y-7m-mV8UsA

Literatur:
M. Cook, S. R. MacDougall-Davis, Complications and failure of airway management, BJA: British Journal of Anaesthesia, Volume 109, Issue suppl_1, December 2012, Pages i68–i85, https://doi.org/10.1093/bja/aes393

Redaktion: Dr. Arastoo Nia