Hand aufs Herz: Wann haben Sie sich einem digitalen Kanal gewidmet, ohne alle paar Sekunden zu switchen, swipen oder skippen? Schon lange her? Und wann haben Sie 30 Minuten einem Podcast gelauscht – beim Autofahren, beim Laufen oder beim Kochen? Vielleicht gar nicht so lange her. Genau darin liegt der Zauber des Mediums Podcast: Menschen hören zu. Und sie hören länger zu, als wir es von fast jedem anderen Kanal kennen.
Podcast-Hörer:innen bleiben im Schnitt 20, 30 oder sogar 40 Minuten dabei. Dieses Zeitgeschenk ist im Marketing ein großer Luxus. In Österreich hört bereits mehr als ein Viertel der Bevölkerung regelmäßig Podcasts – Tendenz steigend. Ärzt:innen auf dem Weg ins Spital, Apotheker:innen im Nachtdienst, Mitarbeiter:innen der Industrie, die sich weiterbilden wollen. Und nicht zu vergessen: Patient:innen und Angehörige, die seriöse, verständliche Informationen suchen. Wer das einmal verstanden hat, fragt sich: Warum nutzt unsere Branche dieses Potenzial noch so zögerlich in eigenen Formaten oder in Kooperationen?
Podcasts bringen Tiefe – keine Schlagzeilen.
In einer Welt, in der „Klicks“ und „Likes“ zählen, erlauben Podcasts das Gegenteil: Zeit, Kontext, Zwischentöne. Hier können Patient:innen ihre Geschichten erzählen, Ärzt:innen praxisnah erklären oder Expert:innen den Dschungel unseres Gesundheitssystems entwirren. Podcasts begegnen ihren Hörer:innen auf Augen- bzw. Ohrenhöhe. Die Stimmen schaffen Nähe, manchmal sogar Vertrauen – und das ist für eine Branche, die oft mit Distanz wahrgenommen wird, Gold wert. Und dabei entscheidet nicht die Lautstärke, sondern die Relevanz.
Erfolgreiche Formate sind:
Abseits der medizinischen Podcasts möchte ich zwei Branchen-Podcasts empfehlen: „Gesundheit argumentiert“ (der RELATUS-Podcast mit Martin Rümmele) und „Healthcare Changers“. Während Ersterer in rund 30 Minuten pointiert Missstände und Reformbaustellen im System beleuchtet, lädt Zweiterer zu einstündigen Gesprächen mit Vordenker:innen über Innovation, Digitalisierung und neue Versorgungsmodelle ein.
Zusammen zeigen beide, wie breit das Spektrum im Healthcare-Podcast-Bereich sein kann: hier die kritische Analyse des Status quo, dort die Vision für morgen. Genau diese Mischung aus ehrlichem Realitätscheck und inspirierendem Zukunftsbild könnte auch für die Pharmaindustrie der Schlüssel sein, Podcasts nicht nur zu hören, sondern aktiv mitzugestalten. Denn ein gut gemachter Podcast kann Vertrauen schaffen, Reputation stärken und Themen platzieren, die sonst untergehen würden.