Innovationen entlasten Gesundheitswesen

Wir gestalten das Gesundheitssystem und die Therapien von morgen – und damit die Zukunft für unsere Familien und uns selbst“, beschreibt Sara Leitao das übergeordnete Ziel von J&J Innovative Medicine Austria (vormals Janssen Austria). Sie ist dort seit 14. März 2025 als Managing Director tätig. Um dieses Ziel zu erreichen, ist das Unternehmen fortwährend bemüht, innovative Therapien für Menschen zu entwickeln, die von schweren, seltenen oder chronischen Erkrankungen betroffen sind, und möchte diese zugänglich machen für all jene, die sie benötigen.

Die Werte, die den dafür erforderlichen Entscheidungen zugrunde liegen, sind im Credo der Unternehmensfamilie Johnson & Johnson, zu der J&J Innovative Medicine Austria gehört, verankert. Dieses Credo ruft alle Mitarbeiter:innen der Unternehmen dazu auf, die Bedürfnisse und das Wohlergehen der Patient:innen und der gesamten Gesellschaft an oberste Stelle zu setzen. „Wir wollen die Lebensqualität der Menschen verbessern und sie im Umgang mit ihrer Erkrankung unterstützen. Dafür treiben wir die Forschung und Entwicklung neuer Therapieoptionen voran, um so bisher unheilbare Krankheiten eines Tages vielleicht sogar heilen zu können“, betont Leitao. Dabei liegt der Fokus des Unternehmens auf Therapiebereichen mit besonders hohem medizinischem Bedarf, insbesondere Onkologie/Hämatologie, Immunologie und Neurowissenschaften.

Forschung fördern

Das klare Bekenntnis zur Forschung wird auch in Österreich in die Tat umgesetzt: 2024 liefen 37 klinische Studien in Österreich mit Beteiligung von J&J Innovative Medicine Austria. „Wir sind stolz darauf, dass Österreich seit 2023 als Kernland für klinische Forschung im Konzern etabliert ist. Ein Team arbeitet daran, weitere Studien nach Österreich zu bringen und den Austausch mit dem Fachpersonal weiter zu stärken“, berichtet Leitao. Weltweit investiert das Unternehmen jährlich rund 13 Mrd. US-Dollar in Forschung & Entwicklung – das sind 23% des Umsatzes.

Präzisionsmedizin vorantreiben

Und die Erfolge der Forschung aus dem Hause J&J Innovative Medicine Austria können sich sehen lassen: Zu den Höhepunkten der letzten Jahre zählen beispielsweise die jüngsten Zulassungen neuer Therapien in Onkologie und Hämatologie. Aktuell sind 10 innovative Krebsmedikamente von J&J in über 30 Kombinationen in Österreich zugelassen. „Auch dank unserer Innovationen leben Menschen mit Krebs heute länger und besser. Ein Beispiel ist die T-Zell-Immuntherapie, die einen Paradigmenwechsel in der Behandlung des Multiplen Myeloms darstellt und bereits in Österreich verfügbar ist“, so Leitao.

Derzeit liegt der Fokus besonders auf der (Weiter-)Entwicklung innovativer, präzisionsmedizinischer Therapien für Blutkrebsarten wie Multiples Myelom, chronische lymphatische Leukämie sowie Prostata- und Lungenkrebs. Zudem laufen Studien zum Blasen-/Urothelkarzinom sowie zu Alzheimer.

„Das Prinzip, dass ein Arzneimittel für alle passt, hat ausgedient. Der Trend geht klar zur Präzisionsmedizin – einer Medizin, die jeder Patientin und jedem Patienten die ­individuell bestmögliche Therapie zum ­richtigen Zeitpunkt ermöglicht. Therapien werden immer zielgerichteter und maßgeschneiderter, was Behandlungsergebnisse verbessern und Nebenwirkungen minimieren kann“, erklärt Leitao.

Herausforderungen im österreichischen Gesundheitswesen

Beim österreichischen Gesundheitswesen sieht Leitao grundsätzlich viele Vorteile: „Wir verfügen über eine Hochleistungsmedizin, das ist unbestritten. Das österreichische System punktet weiters mit flächendeckender Versorgung und starker Sozialversicherungsstruktur, die grundsätzlich guten Zugang zu Therapien ermöglicht.“ Allerdings klafft ihrer Ansicht nach eine Lücke zwischen dem Spitals- und dem niedergelassenem Bereich: „Im Krankenhaus besteht ein gesetzlich verankertes Recht auf State-of-the-Art-Therapie, während im niedergelassenen Bereich nur eine ‚ausreichende, zweckmäßige‘ Behandlung vorgesehen ist – innovative Therapien kommen oft erst nach mehreren erfolglosen Behandlungsversuchen zum Einsatz.“

Nachhaltig hochwertiges Gesundheitssystem schaffen

Wie sieht Leitao generell den Marktzugang und die Erstattungssituation in Österreich? „Wie gesagt: Grundsätzlich erhalten Patientinnen und Patienten im Krankenhaus ­Therapien nach aktuellem Stand der Wissenschaft. So gehörten österreichische Patientinnen und Patienten beispielsweise weltweit zu den ersten, die mit einer unserer neu zugelassenen Therapieoptionen gegen das Multiple Myelom behandelt wurden.“ Doch Leitao sieht auch Verbesserungsbedarf: „Der Marktzugang im niedergelassenen Bereich ist durch das mehrstufige HTA-Verfahren und anschließende Preisverhandlungen geprägt – das führt zu Verzögerungen von mindestens acht Monaten nach der EMA-Zulassung. Besonders bei Orphan Diseases und personalisierter Medizin fehlen oft adäquate Bewertungsrahmen, die den spezifischen Nutzen der Therapien abbilden können“, ­erläutert Leitao. So kritisiert sie beispielsweise, dass bis zum Therapiebeginn u.a. ­aufgrund des aufwendigen Nutzenbewertungsprozesses insbesondere im niedergelassenen Bereich Zeit verloren gehe.

Was es ihrer Meinung nach braucht, sind Anreize für pharmazeutische Unternehmen zur Erforschung innovativer Arzneimittel sowie eine Verbesserung des Zugangs zu diesen – mit raschen Entscheidungswegen, gezieltem Ressourceneinsatz und dem gemeinsamen Ziel, ein nachhaltig hochwertiges Gesundheitssystem zu schaffen, das die bestmögliche Versorgung in den Mittelpunkt stellt.

Und last but not least: In Sachen „Big Data“ muss Österreich besser werden, meint Leitao: „Die Digitalisierung und die Nutzbarkeit vorhandener Daten hinken anderen europäischen Märkten hinterher.“ Dabei würde eine verbesserte Nutzung dieser Daten viele ­Vorteile bringen: Beispielsweise wäre eine stärkere Evidenzgenerierung durch Real-World-Data ein entscheidender Faktor für zukunftsfähige Erstattungsmodelle, und auch Therapiefortschritte könnten durch die Nutzung von Big Data vorangetrieben werden, erklärt Leitao. Hier arbeitet J&J Innovative Medicine Austria eng mit der Gesundheitspolitik und -wirtschaft zusammen, um neue Wege zu entwickeln. Als Beispiel nennt sie das gemeinsam mit der Fachärzteschaft entwickelte Car-T-Zell-Netzwerk, „das die Behandlung des Multiplen Myeloms revolutioniert und als Vorbild für andere Erkrankungen dienen kann“.

Pharmastandort Österreich stärken

Gerade in der derzeitigen Situation mit einem angespannten Innovationsumfeld dürfe man nicht vergessen, dass innovative Therapien dem Gesundheitssystem Kosten ersparen und Betroffenen weitere Lebensjahre ermöglichen, betont Leitao. Sie fordert daher steuerliche Anreize für Forschung & Entwicklung, die über die aktuelle Forschungsprämie hinausgehen, sowie stärkere Kooperationen zwischen Industrie und Universitäten. In der Produktion wünscht sich Leitao die Förderung von strategischen Reshoring-Initiativen und die Schaffung regulatorischer Rahmenbedingungen, die Österreich für die „Active Pharmaceutical Ingredients (API)“-Produktion attraktiv machen. „Auch eine Digitalisierung der Behördenprozesse würde die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs deutlich steigern“, so Leitao.

Global sieht sie die Industrie vor steigenden Forschungs- und Entwicklungskosten bei sinkenden Erfolgsraten in späten Entwicklungsphasen, verschärft durch geopolitische Spannungen und deren Auswirkungen auf Lieferketten. Speziell in Österreich bemerkt Leitao zudem einen zusätzlichen Preisdruck durch die Gesundheitsreform, verstärkt durch den demografischen Wandel, sowie zunehmend komplexere regulatorische Anforderungen.

„Kurzfristig sollten die Digitalisierung von Zulassungs- und Erstattungsverfahren vorangetrieben und adaptive HTA-Modelle für innovative Therapien entwickelt werden. Langfristig braucht es mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie digitale Gesundheitstechnologien, um die Effizienz des Systems zu steigern“, fasst sie abschließend zusammen.