Neue Wege der Gesundheitsvermittlung

Das 2012 gegründete Janssen Forum beschäftigt sich mit Themen wie Arzt-Patienten-Beziehung, Kommunikation zwischen Ärzten, Pflegenden, Patienten und Angehörigen sowie Berufsbild des Arztes in einer immer stärker IT-geprägten Zeit.
„Der Gründung des Janssen Forums ging eine monatelange Vorbereitung voraus“, erinnert sich Dr. Wolfgang Tüchler, Geschäftsführer von Janssen Österreich, zurück. „Wir wollten damals eine andere Art der Diskussion ermöglichen, indem wir ein Netzwerk schaffen, in dessen Rahmen sich engagierte Personen austauschen und Impulse erarbeiten können. Dabei hielten und halten wir eine multidisziplinäre Zusammensetzung der Diskussionsteilnehmer für besonders wichtig“, so Tüchler weiter.
Die aus den Expertenrunden – das Janssen Forum trifft sich in Wien, in der Steiermark, in Oberösterreich, Salzburg und Kärnten – entstehenden Denkanstöße basieren auf Umfragen oder Studien und der Diskussion im Forum. Die Ergebnisse werden im „Janssen Report“ veröffentlicht bzw. weiterbearbeitet. So will man Grundlagen für eine weiterführende öffentliche Diskussion liefern.

Patientenbedürfnisse im Fokus

„Uns geht es um eine Verbesserung der Gesundheit, aber auch der Lebensqualität der Patienten. Daher stellen wir bei unseren Themen die Patienten in den Mittelpunkt und skizzieren Lösungen, wie sie als informierte und mündige Patienten besser mit ihren Erkrankungen umgehen können“, erklärt Tüchler.
2013 und 2014 setzten die Themenschwerpunkte des Janssen Forums auch genau hier an: Eine Umfrage bezüglich „Der digitale Patient“ (2013) bei rund 900 Österreichern ging der Rolle der digitalen Medien in Gesundheitsbelangen und hinsichtlich der Auswirkungen auf die Arzt-Patienten-Beziehung auf den Grund. „Dabei ging es auch um die Frage, welche Informationsquellen der Patient nutzt. Die Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass die ärztliche Konsultation auch im digitalen Zeitalter Top-Priorität bei Gesundheitsfragen bleibt“, berichtet Tüchler von den Ergebnissen.
Im Folgejahr wurde mit „Der Patient im Mittelpunkt“ die Einstellung der Österreicher zur Gesundheit in Zusammenhang mit Werten, Lebensweisen und Alltagswirklichkeiten unter die Lupe genommen. Tüchler über die wichtigste Erkenntnis zu diesem Thema: „DIE Kommunikation zum Patienten gibt es nicht. Einige Gruppen müssten tatsächlich ganz anders angesprochen werden, als das derzeit gehandhabt wird.“

Ursachen für mangelnde ­Therapieadhärenz

Ein weiteres spannendes Thema stand 2015 im Fokus des Janssen Forums: „Bei der Umfrage zum Thema ‚Arzt sein heute‘ bestätigten Mediziner die große Bedeutung der Arzt-Patienten-Beziehung für den Behandlungserfolg. Zudem sind wir bei einer weiteren Untersuchung der Frage nachgegangen, welche Ursachen zu mangelnder Therapieadhärenz, d.h. zu Therapieabbrüchen, schlechter Therapietreue etc., führen – diese Ergebnisse stehen noch aus.“

Wie kommuniziert man am besten mit der Generation Y?

„2016 haben wir begonnen, uns der Generation Y als Herausforderung für das Gesundheitswesen zu widmen. Diese Altersgruppe der derzeit 16- bis 30-Jährigen ist mit dem Satz groß geworden: ‚Dir stehen alle Türen offen‘. Ihre Eltern haben sich bewusst dafür entschieden, Kinder zu bekommen, und diese als Bereicherung ihres Lebens empfunden. Das hat zu einer Generation geführt, der die eigenen Bedürfnisse und Ziele sowie das persönliche Wohlfühlen sehr wichtig sind. Allerdings gibt es natürlich innerhalb dieser Gruppe Unterschiede, das heißt, man muss differenzieren“, erläutert Tüchler.
Die Eigenschaften der Generation Y führen dazu, dass die jungen Erwachsenen sehr hohe Erwartungen an das Leben stellen, welche aber oftmals von der Realität nicht erfüllt werden. „Die Schere zwischen Erwartungen und Realität ist sehr groß. Wenn Erwartungen immer wieder enttäuscht werden, kann dies zu einer psychischen Belastung werden. Wenn wir verhindern wollen, dass es dadurch vermehrt zu gesundheitlichen Problemen kommt, muss unsere Gesellschaft in vielen Belangen umdenken“, unterstreicht Tüchler.

Das Janssen Forum kam bezüglich der Generation Y als Herausforderung für das Gesundheitswesen u.a. zu folgenden Ergebnissen:

  • Die Generation Y ist mit der medizinischen Versorgung zufrieden. Der persönliche Arztkontakt ist ihre bevorzugte Informationsquelle, gefolgt vom Internet. Wichtig sind eine kurze Wartezeit und eine angenehme Atmosphäre in der Ordination. Bei den Informationen aus dem Internet bevorzugt die junge Generation behördliche und unabhängige Websites. Fitness-Apps und Tracker sind beliebter als Gesundheits-Apps. Social Media werden im Gesundheitsbereich eher passiv genutzt.
  • Ein Problem ist das soziale Ungleichgewicht: Health Literacy ist vor allem eine Frage von Bildung und Einkommen. Personen mit niedrigem Bildungsstand haben eine geringere Gesundheitskompetenz, neigen eher zu passivem Verhalten im Arztgespräch und wissen weniger über ihre Patientenrechte Bescheid.

Denkanstöße

Ausgehend von den Ergebnissen dieser Untersuchung über die Generation Y hat das Janssen Forum folgende Empfehlungen erarbeitet:

  • Gesundheitskompetenz in Kindergärten und Schulen fördern: Psychische Gesundheit muss bereits bei den 10- bis 14-Jährigen adressiert werden.
  • Junge Patienten in der richtigen Sprache über Peers ansprechen (Informationen z.B. auf humoristische Art vermitteln) und in Entscheidungen einbinden
  • Allgemeinmediziner stärken, da diese sehr wichtige Ansprechpartner für die Generation Y sind
  • Arbeitgeber müssen sich auf die Generation Y einstellen und z.B. vermehrt sinnstiftende Tätigkeit anbieten. Zudem müssen Mitarbeiter (verstärkt) in Arbeitsprozesse eingebunden werden (wichtig für Motivation). Kommunikation auf Augenhöhe ist ebenfalls wesentlich – ein hierarchischer Führungsstil ist obsolet. Für die junge Generation sind Mitgestaltung, Work-Life-Balance, Zusatzausbildungen und „Lob/Applaus“ tendenziell eine höhere Motivation als Karrieresprünge, Führungspositionen und Gehaltsentwicklung.
  • Sinkende Leistungsbereitschaft muss für zukünftige Entwicklungen mitbedacht werden. Da es keine „De-facto-Arbeitsplatzsicherung“ mehr gibt, befristete Arbeitsverträge zunehmend üblich werden und eine sehr hohe Flexibilität gefordert wird, sind Leistungsbereitschaft und Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber im Vergleich zu den Vorgenerationen bei Jungmedizinern und -pflegekräften gesunken. Dazu kommt in etwa einem Jahrzehnt ein Pensionsschub an Pflegekräften. Die Gesundheitseinrichtungen müssen sich auf diese veränderte Leistungsbereitschaft einstellen, um langfristig eine flächendeckende Gesundheitsversorgung zu sichern.

Ausblick: E-Health

2018 widmete sich das Janssen Forum dem Thema E-Health. „Wir haben uns damit auseinandergesetzt, welchen Stellenwert telemedizinische Lösungen aus der Sicht von Ärzten, Patienten und Pflegekräften einnehmen. Sehr deutlich wurde in den Diskussionsrunden, dass die Ärzte durch den raschen technologischen Wandel stark gefordert werden. Ein Arzt meinte, er fühle sich von den technischen Möglichkeiten ‚an die Wand gedrückt‘. Die genaue Auswertung dieser Untersuchung steht noch aus; wir können aber bereits sagen, dass alle Zielgruppen große Chancen aufgrund der neuen technologischen Möglichkeiten sehen, jedoch auch viele Ängste und Sorgen bestehen. Sicherheit bzw. Missbrauch von Daten einerseits sowie die Einsatzmöglichkeiten von Robotern und künstlicher Intelligenz im Gesundheitsbereich andererseits sind Themen, die uns in den nächsten Jahren noch sehr beschäftigen werden“, so Tüchler abschließend.

Dr. Wolfgang Tüchler

Die Generation Y möchte, dass Ärzte sich Zeit für ein persönliches Gespräch nehmen. Im Internet schätzen die jungen Erwachsenen unabhängige Webseiten als Informationsquellen.