Stabilität und Agilität

Seit 15. März 2025 leitet Alexander Mülhaupt als Geschäftsführer die Geschicke von Roche Austria. Er unterstreicht die Mission des Unternehmens, durch gezielte Innovation dort Fortschritte zu erzielen, wo der medizinische Bedarf am größten ist.

Pharma und Diagnostik als Motor für personalisierte Medizin

Für Mülhaupt liegt die Besonderheit von Roche in der engen Verzahnung der beiden Geschäftsbereiche Pharma und Diagnostik: „Denken Sie nur an personalisierte Medizin, die immer weiter an Bedeutung gewinnt. Diese ist entscheidend von diagnostischen Erkenntnissen abhängig, um Therapien individuell festlegen zu können.“ Als Marktführer in beiden Bereichen treibt Roche die personalisierte Medizin aktiv voran. „Dies ist nicht nur für Patientinnen und Patienten von großer Bedeutung, sondern auch für die Gesundheitssysteme, denen dadurch ein effizienterer Ressourceneinsatz ermöglicht wird“, so Mülhaupt weiter.

Nachhaltigkeit und sinnstiftende Kultur

Ein weiterer Eckpfeiler der Unternehmensphilosophie ist das Denken in nachhaltigen Zyklen. „Dies ist insbesondere in der medizinischen Forschung relevant, in der Entwicklungszeiten lang und Investitionen in die Zukunft entscheidend sind“, erklärt Mülhaupt.
Die wiederholten Auszeichnungen als „Top Employer“ würdigen eine Unternehmenskultur, die von dieser langfristigen Vision geprägt ist. Und genau daraus ziehen die Mitarbeitenden bei Roche ihre Motivation. „,Doing now what patients need next‘ wird bei uns wirklich gelebt und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind stolz darauf, mit ihrer Arbeit einen sinnstiftenden Beitrag leisten zu können“, betont Mülhaupt.

Für Betroffene viel bewegt

Auf die Frage nach konkreten Erfolgen antwortet Mülhaupt, dass das Ziel stets sei, das Leben von Betroffenen positiv zu verändern. Besonders in der Onkologie sei dies gelungen: „In enger Verzahnung mit der Diagnostik konnten wir neuartige Medikamente für zahlreiche Tumortypen entwickeln und auf den Markt bringen. Diese ermöglichen gezielte Therapien auf der Grundlage genomischer Patienteninformationen.“ Und er fügt hinzu, dass Roche auch bei seltenen Erkrankungen viel bewegt habe: Für Patient:innen mit spinaler Muskelatrophie (SMA), Hämophilie oder Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) konnten Therapien bereitgestellt werden, die die Lebensqualität und Lebenserwartung entscheidend verbessern. Nicht zuletzt hat Roche auch im Diabetes-Bereich Innovation vorangetrieben. „Die Kombination aus Dia­gnostik und Therapie – wie Glukosemonitoring und Insulinpumpen – kommt einer breiten Patientengruppe zugute und unterstützt eine effiziente Bewältigung dieser Volkskrankheit“, erläutert Mülhaupt.

Innovation immer weiter vorantreiben

Auch in Zukunft will Roche die medizinische Entwicklung maßgeblich mitgestalten. In der Onkologie sieht Alexander Mülhaupt großes Potenzial in neuen Ansätzen: „Besonders bispezifische monoklonale Antikörper sind vielversprechend: Sie aktivieren gezielt das körpereigene Immunsystem zur Bekämpfung von Krebs.“ Diese Therapieform, die bereits bei verschiedenen Indikationen eingesetzt wird, eröffnet neue Möglichkeiten. Mülhaupt ergänzt: „Sehr interessant sind auch mögliche Indikationserweiterungen in den nächsten Jahren, wodurch noch mehr Patientinnen und Patienten profitieren könnten. Zudem erwarten wir neue Daten, die besonders für Betroffene relevant sein werden, die an HR-positivem Brustkrebs erkrankt sind – einer Brustkrebsform mit hohem Bedarf an innovativen Therapien.“

Auch in der Neurologie konnte Roche viel bewegen. „Mit Produkten wie Ocrelizumab für die Behandlung der Multiplen Sklerose haben wir die Situation der Betroffenen deutlich verbessert“, berichtet Mülhaupt. Dabei sei nicht nur der Wirkstoff entscheidend, sondern auch die Darreichungsform. „Durch die Umstellung von intravenöser auf subkutane Gabe ist nun die Behandlung zu Hause durch eine professionelle Fachkraft möglich, was für Patientinnen und Patienten eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität darstellt und einen Mehrwert für das Gesundheitssystem bringt.“

Ähnliche Fortschritte gibt es in der Ophthalmologie, wo Roche ein neuartiges Medikament gegen altersbedingte Makuladegeneration (AMD) entwickelt hat. Mülhaupt: „Dieses wird nicht mittels Spritze ins Auge verabreicht, sondern es wird eine Kapsel im Auge platziert, die das Medikament nach und nach abgibt. Auch das stellt für die Betroffenen eine deutliche Erleichterung dar.“

Mehr Effizienz für mehr Nachhaltigkeit

Mülhaupt war für Roche bereits in vielen Ländern tätig, darunter Kanada, die USA, Neuseeland und die Schweiz. Wie beurteilt er aufgrund seiner Erfahrungen das österreichische Gesundheitssystem? „Österreich hat ein starkes, solidarisches System, das wir als Gesellschaft wertschätzen sollten. Gleichzeitig fällt auf, dass das österreichische Gesundheitssystem im Verhältnis zur Größe des Landes sehr komplex ist.“ Diese Komplexität, bedingt durch den Föderalismus und die unterschiedlichen Zuständigkeiten von Bund, Ländern und Sozialversicherung, führe zu Ineffizienzen und unübersichtlichen Zahlungsströmen. Zudem unterscheide sich der Zugang zu innovativen Therapien im Krankenhaus von dem im niedergelassenen Bereich. Das habe zur Folge, dass Patient:innen unterschiedlich behandelt werden, was wiederum zu unterschiedlichen Ergebnissen und Kosten führt. „Wir haben zwar ein System, das für alle das Bestmögliche anbieten möchte, doch dieser Gedanke spiegelt sich nur bedingt in der Organisation des Systems wider“, fasst Mülhaupt zusammen.

Daher plädiert er für eine konsequente Weiterentwicklung: Ziel müsse ein System sein, in dem jeder Mensch denselben und schnellstmöglichen Zugang zu Innovationen hat. „An diesem Ziel wollen wir gemeinsam mit allen anderen Stakeholdern des Gesundheitswesens arbeiten.“ Es gehe darum sicherzustellen, dass innovative Medikamente nach Österreich kommen und für alle Patient:innen schnellstmöglich zugänglich sind. „Ein fortwährender Dialog und die Bereitschaft, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, sind daher essenziell für die Zukunft“, unterstreicht Mülhaupt.

Innovation als Investition erkennen

Ein zentrales Anliegen ist dem Roche-Aus­tria-Geschäftsführer die Stärkung des Forschungsstandortes Österreich. In Bezug auf klinische Studien sei ein Abbau bürokratischer Hürden zur Beschleunigung von Prozessen unerlässlich. „Der globale Konkurrenzdruck wächst, andere Länder haben bereits entsprechende Strategien erarbeitet, um Forschung ins Land zu holen. Wir müssen herausstreichen, dass Innovation nicht nur einen Mehrwert für Betroffene, sondern auch für das Gesundheitssystem, die Gesellschaft und die Wirtschaft mit sich bringt“, betont Mülhaupt. Er appelliert daher an die Regierung, Rahmenbedingungen für eine schnelle Umsetzung klinischer Studien zu schaffen, „damit Österreich im Wettbewerb mit anderen Ländern bestehen kann und weiterhin führend im Bereich klinische Forschung bleibt“.

Mit Blick auf die Zukunft sieht Mülhaupt die Gesundheitssysteme weltweit unter Druck – durch Demografie, technologischen Fortschritt und geopolitische Veränderungen. Deshalb sollten Regierungen und die Gesundheitspolitik im Besonderen jetzt bereit sein, in Innovationen zu investieren. Für Österreich laute die Kernfrage: „Schafft unser Land den Gedankenschritt, Ausgaben als Innovation zu sehen und die Gesellschaft zu überzeugen, dass Forschung einen wichtigen Baustein für das Wohl aller darstellt?“ Ein Gelingen, so Mülhaupt abschließend, erfordere ein klares Bekenntnis zu Forschung und Innovation – von der Regierung, den Stakeholdern und der gesamten Gesellschaft.