Mehr als 5.800 Ärzt:innen haben 2025 an der größten Ausbildungsevaluierung der Ärztekammer teilgenommen. Die Ergebnisse zeigen deutliche Verbesserungen in fast allen Bereichen, aber auch Handlungsbedarf.
Zwischen März und Mai 2025 führte die Bundeskurie der angestellten Ärzte (BKAÄ) der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) in Kooperation mit der ETH Zürich die bisher größte Evaluierung der Ärzteausbildung durch. Über 5.800 Ärzt:innen in Ausbildung beteiligten sich, die Rücklaufquote stieg auf 59 Prozent (2024: 53 Prozent). Alle Bundesländer lagen erstmals über 50 Prozent, Spitzenreiter war Vorarlberg mit 81 Prozent, gefolgt von Tirol (67 Prozent) und Oberösterreich (63 Prozent). „Die Betrachtung der vergangenen drei Jahre zeigt deutlich, dass die ärztliche Ausbildung immer besser wird und dass die Ausbildungsevaluierung in dieser Form als Tool für die Qualitätskontrolle Wirkung zeigt“, betonte Harald Mayer, Vizepräsident der ÖÄK, im Rahmen einer Pressekonferenz.
Die Befragung umfasste 52 Fragen und ergab im Gesamtschnitt eine Verbesserung von 4,63 auf 4,69 (Skala 1–6). Bestnoten gab es in den Kategorien Entscheidungs- und Betriebskultur (je 4,89), Fehlerkultur (4,87) und Fachkompetenzen (4,77). Nur noch zwölf Prozent der Abteilungen lagen unter 4,0 – 2024 waren es 15 Prozent, 2023 noch 18 Prozent. Österreich rückte in vielen Bereichen näher an die Schweiz heran und überholte diese erstmals in der Kinder- und Jugendheilkunde (4,79 zu 4,71), der Anästhesiologie und Intensivmedizin (4,73 zu 4,61) sowie der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie (4,72 zu 4,69).
Handlungsbedarf sehen die Verantwortlichen jedoch bei der evidenzbasierten Medizin, die weiterhin schwächer bewertet wurde. „Offensichtlich steht für dieses enorm wichtige Thema, nämlich medizinische Forschungsarbeit, noch immer zu wenig Ausbildungszeit zur Verfügung“, erklärte Kim Haas, Obmann-Stellvertreterin der BKAÄ. Auch die Basisausbildung, die sich nur leicht von 4,37 auf 4,43 verbesserte, bleibt ein Problem. Daniel von Langen, Vorsitzender des ÖÄK-Bildungsausschusses, forderte daher eine grundlegende Neuordnung, etwa mit optionalen Schwerpunktausbildungen, um den Wettbewerbsnachteil gegenüber Deutschland und der Schweiz auszugleichen.
„Gut ist noch lange nicht gut genug. Wir wollen sehr gut werden und werden uns sicher nicht auf diesen tollen Ergebnissen ausruhen“, betonte Mayer. 22 Prozent aller Abteilungen wurden bereits mit „sehr gut“ bewertet, die Hälfte aller Ausbildungsstätten mit „gut“ oder „sehr gut“. Für Transparenz sorgt die Veröffentlichung der Ergebnisse auf der ÖÄK-Website, was den Wettbewerb zwischen den Abteilungen fördert. Die nächste österreichweite Evaluierung findet im Frühjahr 2026 statt. (red)