Die Ärztekammer drängt nach den Parlamentsbeschlüssen zum Budget und neuen Geldmitteln für die ÖGK auf die Aufnahme von Honorarverhandlungen.
Nachdem in den kommenden Jahren Finanzmittel „in erheblicher dreistelliger Millionenhöhe“ in die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) fließen würden, „sollte das Defizit eigentlich erledigt sein“, reagierte der Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzt:innen, Edgar Wutscher, am Mittwoch auf den neuen Budgetpfad der Regierung. „Wir erwarten, dass die ÖGK jetzt unverzüglich die seit Monaten stillstehenden Honorarverhandlungen im Sinne einer optimalen Patientenversorgung aufnimmt.“ Die Ärztekammer pocht zudem ein weiteres Mal auf eine „grundlegende Erneuerung“ der ÖGK. So könnten die Mediziner:innen „zahlreiche Vorschläge“ machen, um Strukturen zu verbessern, meinte Wutscher.
„Ohne die ÖGK belehren zu wollen, können wir Ärzte zahlreiche Vorschläge einbringen, an welchen Stellen ohne Belastung für die Patienten Einsparungen erzielt werden können“, sagte er. Bei bis zu 85 Prozent des ÖGK-Budgets könnten Strukturverbesserungen angedacht werden. „Stattdessen werden Ärztinnen und Ärzte dazu angehalten, weniger MR/CTs und Physiotherapieeinheiten zu verordnen“, kritisierte Wutscher. MRTs seien beispielsweise Diagnoseinstrumente der modernen Medizin, es sei gut, dass diese Möglichkeiten der Diagnose auch genutzt werden: „Die Kosteneinsparungen sind gering und rechnen sich nicht, wenn gleichzeitig das medizinische Risiko eingegangen wird, etwas zu übersehen“, sagte Wutscher.
Besonders bitter seien Leistungseinsparungen, wenn das Potenzial für Einsparungen grundsätzlich vorhanden wäre – aber an anderen Stellen. Als Beispiel nannte Wutscher den Abbau von Parallelstrukturen, etwa mit ÖGK-eigenen Telemedizinangeboten und ÖGK-eigenen Ambulatorien: „Auch die Apps wie „meine SV“ und „meine ÖGK“ sind Parallelstrukturen, die keinen Mehrwert bieten, aber mehr Kosten verursachen“, sagte er. Gerade in wirtschaftlich schwächeren Zeiten bräuchten Menschen mehr Leistungen, nicht weniger. „Wir müssen die medizinischen Fortschritte in den Leistungen abbilden, neben einem modernen Leistungskatalog sollte gerade im Bereich der Vorsorgemedizin die Leistungen der Krankenkassen für die Versicherten verbessert werden“, sagte Wutscher. Er verwies auf die SVS, die – anders als die ÖGK – in die Prävention investiere: „Die Investition in die Prävention kostet natürlich – aber sie bringt langfristig Einsparungen im System“, betonte der Allgemeinmediziner. Eine weitere Investition sei essentiell: die in die digitale Infrastruktur. „Nur so können wir die Patientinnen und Patienten viel umfassender betreuen und nur so lassen sich doppelte Untersuchungen auch effizient vermeiden“, sagte er. (rüm)