Bei Zoonosen ist nur „Spitze des Eisbergs“ sichtbar

(c) Michal Jarmoluk/Pixabay

Forscher:innen aus Wien haben erstmals internationale Daten zusammengetragen, um das epidemiologische Geschehen im Tierreich abzubilden. Sie warnen vor neuen Mutationen.

Forscher:innen der Veterinärmedizinischen Universität Wien und des Complexity Science Hub (CSH) Vienna haben erstmals internationale Daten zusammengetragen, um das epidemiologische Geschehen im Tierreich abzubilden. SARS-CoV-2 könne demnach auch zu einer Gefahr unbekannter Größe für die Tiergesundheit werden, schreibt Studienleiterin Amélie Desvars-Larrive. Wahrscheinlich sei SARS-CoV-2, das Covid-19 verursacht, in mindestens zwei Fällen von wilden Tieren am Huanan-Markt im chinesischen Wuhan auf Menschen übertragen worden, schreiben die Forscher im Journal „Scientific Data“.

Die „SARS-ANI“ genannte Datensammlung, in die Fälle aus zwei Meldesystemen Einzug fanden, soll nun ein klareres Bild der epidemiologischen Lage im Tierreich, dort vorkommender Varianten und Ansteckungswege sowie der Verbreitungsgefahr, die von Tieren ausgeht, ermöglichen. Kontrollmechanismen wie Quarantäne, Impfung oder auch das Töten der Tiere käme vor allem bei Haustieren in Frage. Bei Wildtieren sei das schwerer umzusetzen. Hier bestehe die Gefahr, dass Wildtiere dem Coronavirus für einige Zeit als Wirt dienen, dabei neue Varianten entstehen und das Virus aus diesem Reservoir wieder auf Menschen und andere Tiere überspringt. Gefährlich könne dieses Szenario nicht nur aus epidemiologischer Sicht, sondern auch für das Wohl der Tiere werden. Ein Umschwung der öffentlichen Meinung könnte dazu führen, dass Menschen sich nicht nur von der Erhaltung der Wildtiere abwenden, sondern potenzielle Coronavirus-Träger sogar töten.

„Wir müssen uns erinnern, dass SARS-CoV-2 nicht nur eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit, sondern auch eine Gefahr unbekannter Größe für Tiergesundheit sowie Tierschutz darstellt“, meinte Desvars-Larrive und plädierte dafür, die Beziehungen zwischen der Gesundheit von Menschen, Tieren und ihrer gemeinsamen Umwelt bei Pandemie-Maßnahmen zu berücksichtigen. (APA)

Service: Publikation