Corona-Dilemma – Positive PCR-Ergebnisse lange möglich

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Auch ohne Symptome und nach einer überstandenen COVID-19-Erkrankung können Menschen noch positive PCR-Ergebnisse aufweisen, sagt der Wiener Reise- und Tropenmediziner Herwig Kollaritsch.

„Das ist ein Dilemma, mit dem niemand glücklich ist“, der Reise- und Tropenmediziner Herwig Kollaritsch zu den immer wieder auftauchenden Meldungen über mehrfach positive PCR-Tests auf SARS-CoV-2, auch nach bereits überstandener COVID-19-Erkrankung. „Der PCR-Test ist ein Nachweistest auf Virusnukleinsäure. Man weiß bei einem positiven Nachweis nicht, ob es sich um lebendes Virus handelt“, sagte Kollaritsch. „Im Endeffekt fällt uns hier die Genauigkeit der PCR-Methode auf den Kopf.“ Das Verfahren sei so sensitiv und so spezifisch, dass man bei der Entscheidung der Frage, ob zum Beispiel jemand mit überstandener Erkrankung und auch noch nach Wochen positivem PCR-Test noch „infektiös“ sei oder nicht, mit dem Verfahren in Schwierigkeiten komme. In der Schleimhaut könnten sich Virus-Erbgutbestandteile lange „halten“. „Aber alle Daten sagen uns, dass zwei Tagen ohne Krankheitssymptome nach einer COVID-19-Erkrankung ein Betroffener nicht mehr infektiös ist“, sagte Kollaritsch. Es müsse aber auch verständlich sein, dass man bei bestimmten Personen, zum Beispiel aus dem Kreis der Gesundheitsberufe, eben ganz besonders vorsichtig vorgehen müsse. „Da geht es neben dem Infektionsrisiko in Spitälern etc. auch um Haftungsfragen“, erklärte der Experte.

Auch nachgezogene SARS-CoV-2-Antikörpertests würden nichts zur Klärung der Frage bringen. Kollartisch: „Diese Menschen weisen alle Antikörper auf.“ Gleichzeitig könne man bei manchen eventuell noch immer per PCR Virus-Erbgut in Abstrichmaterial feststellen. Bei Personen nach schwerer COVID-19-Erkrankung sei das oft auch länger der Fall. In der PCR-Virusgenom-Testung lassen sich laut bisherigen Erkenntnissen in Nasen-Rachen-Abstrichen Genombestandteile der Erreger rund 20 Tage lang finden, nachgewiesen ist das in Extremfällen bis zu 37 Tage.

Bereits aus Asien kamen schon vor Wochen Meldungen zu Corona-Patienten, die als genesen aus dem Krankenhaus entlassen und einige Tage später wieder positiv auf das Virus getestet wurden. Der Berliner Virologe Christian Drosten von der Berliner Charite betonte, dass der Erreger gerade zum Ende der Erkrankung zeitweise nachweisbar sein könne und zwischendurch nicht. „Das Virus ist schon die ganze Zeit da, aber der Test kann das nicht immer erfassen“, sagte er in seinem Podcast. Von einem mehrphasigen Verlauf einer Corona-Erkrankung gehen Experten aber nicht aus. (APA)