Corona: Mehr Schutz für niedergelassene Ärzte

Trotz Corona-Virus sind die Arztpraxen laut der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) weiter gefüllt oder sogar überfüllt. Die ÖGK und die Ärztekammern suchen Lösungen, um das Personal zu schützen. RELATUS gibt einen Überblick und Tipps für Ärzte.

Nicht ausreichende Schutzausrüstung für niedergelassene Ärzte und verunsicherte Patienten: Zu Wochenbeginn stellten sich zahlreiche offene Fragen. Die ÖGK und Ärztekammer riefen deshalb Patienten auf, vor einem Arztbesuch die telefonische Beratung in Anspruch zu nehmen und erst, wenn der Arzt es empfiehlt, die Praxis aufzusuchen. Nicht dringend notwendige Besuche in Arzt-Ordinationen sollten verschoben werden. In einem Brief an alle Ärzte ruft Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres alle Kollegen auf, sich vor Ansteckung zu schützen. Von der Idee, pensionierte Ärzte für Notsituationen zurückzuholen, hält Szekeres nichts. Er verweist darauf, dass ältere Ärzte auch zur Risikogruppe gehören. Er kann sich stattdessen eher vorstellen, Studenten vermehrt einzusetzen oder die Grenzen zwischen den verschiedenen Ärzte-Fachgruppen aufzuheben. „Wir werden die persönlichen Kontakte auf ein Minimum reduzieren, sehr viel Konsultationen über Telefon oder andere technische Möglichkeiten ablaufen lassen und nur jene Patienten in die Ordinationen holen, die wirklich akut ärztliche Hilfe benötigen“, teilt der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM) Christoph Dachs in einer Aussendung mit.

 

Hausärztinnen und Hausärzte können wichtige Multiplikatoren sein, um Hochrisikogruppen und ihre Angehörige mit Informationen zu erreichen. Was können Ärzte tun?

  • Trennung vulnerabler Gruppen (alte, vor allem gebrechliche Patienten, chronisch Kranke, Multimorbide, Menschen unter Immunsuppression) von allen (!) Patienten mit Infektionskrankheiten
  • Telefonische Anmeldung und Einrichtung einer „Infektionssprechstunde“ zu Randzeiten
  • Praxen ohne Terminsystem: Telefonisches Aussortieren von Infektfällen und Verweisen auf Infektionssprechstunde
  • alternativ eventuell getrennte Anmelde- und Wartebereiche
  • Dauermedikamente: nach Abwägung der individuellen Situation die erlaubte Höchstabgabemenge verordnen
  • Wo immer möglich: Telefonsprechstunden (z.B. Befundbesprechung)
  • Kontrollen und Monitoring: Häufigkeit kritisch gegen das Risiko abwägen
  • Reduzieren von Kontaktflächen: Eine möglichst geringe Zahl von Mitarbeitern tritt in Kontakt mit den Infektionspatienten (unterschiedliche Verrichtungen werden von der gleichen Mitarbeiterin/dem gleichen Arzt vorgenommen)
  • Bei mehreren Ärzten in einer Ordination: eventuell Kontakt mit Infektpatienten durch einen „abgestellten“ Kollegen – damit geraten im Anlassfall nicht alle in Quarantäne.
  • Soziale Kontakte einschränken
  • Ärzte können Patienten für die Dauer der Krise auch telefonisch krankschreiben. Das haben Ärztekammer und Gesundheitsministerium vereinbart.

Technik für Videosprechstunde

Um Arztpraxen schnell, effizient und sicher im Umgang mit der sich zuspitzenden Situation zu unterstützen, stellt das Softwareunternehmen CompuGroup Medical (CGM) allen österreichischen Ärzten ab sofort (bis Widerruf) ihre Videosprechstunde Kostenlos zur Verfügung. „Möglicherweise infizierte Personen können so per Videosignal unmittelbar und ohne Ansteckungsrisiko für Ärzte, Personal und Patienten effektiv, profund und persönlich beraten werden“, teilt das Unternehmen mit. Der Zugang zur kostenlosen Videosprechstunde für Ärzte und Krankenhäuser erfolgt unter www.cgm.com/at-corona – Bitte die Arztnummer bereithalten!