Corona-Risiko-Beurteilung – Ministerium klärt medizinische Fragen

(c) pixabay

Zur Abschätzung des „individuellen Risikos“ für einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung durch niedergelassene Ärzte hat das Gesundheitsministerium eine Art Fragebogen erstellt. RELATUS zeigt die Inhalte im Detail.

Die COVID-19-Checkliste können Ärzte für das Attest benützen, wenn sich bei ihnen Patienten melden, um als Risikopatient von der Arbeit freigestellt werden. Hier die wichtigsten Inhalte:

Zu Lungenerkrankungen heißt es in der Liste: „Besteht eine fortgeschrittene funktionelle oder strukturelle chronische Lungenkrankheit, welche eine dauerhafte, tägliche, duale Medikation benötigt.“ Darunter fallen Lungenhochdruck, zystische Fibrose oder eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD ab sogenanntem Stadium III nach der GOLD-Einteilung ab Patientengruppe C.“

Auch das Bestehen einer chronischen Herzerkrankung mit „Endorganschaden“ bei notwendiger dauerhafter Therapie kann ebenfalls ein erhöhtes Risiko ausmachen. Darunter verstanden werden ischämische Herzerkrankungen oder eine chronische Herzinsuffizienz.

Schließlich geht es um Krebserkrankungen: Zur Präzisierung wird auf eine onkologische medikamentöse Therapie (Chemotherapie oder Biologika) innerhalb der vorangegangenen sechs Monate oder eine Strahlentherapie in diesem Zeitraum angeführt. Ebenso zählt dazu eine metastasierende Krebserkrankung auch ohne laufende Therapie.

Danach geht es um die Frage nach einer „Erkrankung, die mit einer dauerhaften und relevanten Immunsuppression behandelt werden muss“. Das ist zum Beispiel eine Knochenmarktransplantation innerhalb der vorangegangenen zwei Jahre. Patienten unter Immunsuppression oder mit der Komplikation einer sogenannten Graft-versus-Host-Immunreaktion (GvHD) können ebenfalls Risikopatienten darstellen. Auch eine Organtransplantation im vorangegangenen Jahr unter laufender immunsuppressiver Therapie oder mit GvHD kann ein Gefährdungspotenzial darstellen. Das gilt auch für eine dauernde Therapie mit Kortison unter entsprechender hoher Dosierung über einen längeren Zeitraum. Eine immunsupprimierende Therapie mit Cyclosporin, Tacrolimus, Mycophenolat, Azathioprin oder Methotrexat wird ebenfalls aufgelistet. Hinzu kommen noch Therapien mit sogenannten Tyrosinkinasehemmern bei nicht-onkologischen Erkrankungen. Das können zum Beispiel rheumatische Erkrankungen sein. An letzter Stelle wird in der Präzisierung eine HIV/Aids-Erkrankung mit bestehender hoher Viruslast angeführt.

Menschen mit fortgeschrittener chronischer Nierenerkrankung ab einem bestimmten Grad, mit Nierenersatztherapie oder nach Nierentransplantation können ebenfalls als Risikopersonen erhoben werden. Ähnlich ist das bei Menschen mit „chronischer Lebererkrankung mit Organumbau und dekompensierter Leberzirrhose“ ab einem gewissen Stadium (Childs-Stadium B).

„Besteht eine ausgeprägte Adipositas (Adipositas Grad III; BMI größer 40)?“, lautet die nächste Frage des Kataloges. Bei Diabetes wird die Einteilung nach Typ-I und Typ-II und nach der mittelfristigen Blutzuckereinstellung (Typ-I-Diabetes: HbA1c-Wert über 7,5 Prozent, Typ-II-Diabetes: HbA1c-Wert über 8,5 Prozent) getroffen. Ein erhöhtes Risiko haben jedenfalls alle Zuckerkranken mit Endorganschäden.

Schließlich werden Menschen mit Bluthochdruck genannt: „Besteht eine arterielle Hypertonie mit bestehenden Endorganschäden (insbesondere chronische Herzinsuffizienz, chronische Niereninsuffizienz) oder nicht kontrollierbarer RR-Einstellung?“

Am Ende wird nach sonstigen schweren Erkrankungen mit „funktionellen oder körperlichen Einschränkungen“ gefragt, die einen schweren Krankheitsverlauf von COVID-19 annehmen lassen. Die vermerkte Einschränkung zu diesen Fragen und Sachverhalten: „Es wird darauf hingewiesen, dass die anhand der vorliegenden Empfehlung im COVID-19-Risiko-Attest vorgenommene ärztliche Feststellung zur Einschätzung der Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe keine Aussage über ein individuelles Infektionsrisiko sowie über die tatsächliche Schwere einer möglichen künftigen Erkrankung an COVID-19 trifft.“ Die Fragestellungen unterstützen die Beurteilung des individuellen Risikos von Patienten, die im Arbeitsprozess stehen. Zu bedenken gelte, dass Männer generell ein höheres Risiko haben, schwer an COVID-19 zu erkranken. Die Erkrankungen sind nicht vollzählig und abschließend, eine Einzelfallentscheidung ist jedenfalls notwendig, führt das Ministerium an. Erfahrungen in Österreich zeigten, „dass auch unter 65-Jährige ohne bekannte Vorerkrankung einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung haben können.“ (APA)