Das Gesundheitssystem braucht mehr Geld – dringend

© Tanzer

Viele Lippenbekenntnisse, wenig Taten: die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass wir auf einen Gesundheitsnotstand zusteuern – mit dramatischen Auswirkungen.

Zu wenig Personal an allen Ecken und Enden des Gesundheitswesens; wachsende Belastungen für jene Menschen, die im System arbeiten; Krankenhausstationen, die zusperren; Ambulanzen, die überlaufen sind; Patient:innen, die keine Ärzt:innen finden; Arzneimittel, die nicht oder nur schwer verfügbar sind. Die Liste lässt sich fast endlos fortsetzen. Man bekommt den Eindruck, dass das Gesundheitswesen vor dem Kollaps steht. Tatsächlich steuern wir auf einen Gesundheitsnotstand zu.

Die Antwort darauf darf nicht sein, dass man versucht, die Effizienz im System zu erhöhen. Es braucht mehr finanzielle Mittel. Rasch. Keine Frage: es gibt Bereiche im Gesundheitswesen, die reformiert werden müssen: Die Ausbildung von Ärzt:innen ist so etwas. Die Rahmenbedingungen und Kassenverträge im niedergelassenen Bereich auch. Ebenso braucht es ein Umdenken in der Preisgestaltung im Arzneimittelsektor: neue, innovative Produkte erzielen derzeit Rekordsummen in Millionenhöhe pro Behandlung, während gleichzeitig Massenprodukte zur Billigstware werden, die bald niemand mehr produzieren will. Die Personalausstattung in der Pflege und in anderen Gesundheitsberufen ist sowieso unübersehbar.

Für all das braucht es rasche Reformen. Ohne zusätzliche Mittel wird es aber nicht gehen. Das Problem: auch in anderen gesellschaftspolitischen Bereichen braucht es mehr Geld. In der Bildung, der Energiewende, im Sozialbereich und der Arbeitsmarktpolitik. Da kann es in den Finanzausgleichsverhandlungen leicht passieren, dass der Gesundheitsbereich unter die Räder kommt. Um das zu verhindern, braucht es einen Schulterschluss aller Bereiche im Gesundheitswesen. Verteilungskämpfe innerhalb des Systems sind der Weg, der in den Abgrund führt. (rüm)