Debatte um Psychotherapie-Ausbildung an Unis

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Die Psychotherapie-Ausbildung wandert an die Universitäten. Das neue Gesetz wurde nun im Nationalrat verabschiedet – und bereits von Expert:innen kritisiert.

Was schon länger geplant war, ist nun beschlossene Sache: Die Psychotherapie-Ausbildung wandert an die Universitäten, den entsprechenden Beschluss des Nationalrats vereinbarten nun alle Fraktionen außer der SPÖ. Sie kritisiert die Limitierung der Studienplätze sowie, dass in der dritten Studienphase weiter Gebühren zu leisten sein werden. Kritik kommt außerdem von Fachgesellschaften, die die Ausbildung aufgrund einer fehlenden praktischen Ausbildung in Gesundheitseinrichtungen als mangelhaft bezeichnen.

Aufgrund des Beschlusses wird es ab 2026 an den öffentlichen Unis eine einschlägige Ausbildung geben. An ein fachlich passendes Bachelorstudium etwa der Medizin oder der Psychologie oder auch Ausbildungen etwa für Musiktherapie, diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeberufe und Hebammen wird ein zweijähriges Masterstudium für Psychotherapie anschließen. Dritter Ausbildungsteil ist eine postgraduelle psychotherapeutische Fachausbildung bei Psychotherapeutischen Fachgesellschaften, während der man schon unter Supervision therapeutisch arbeiten kann. Bisher fand die Ausbildung abseits der Unis statt und verursachte Kosten zwischen 25.000 und 50.000 Euro, wie Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) ausführte. Nunmehr werde sie aus dem Umfeld der Vereinsebene an Unis und Fachhochschulen geführt, betonte Parteikollege und Gesundheitssprecher Ralph Schallmeiner. Zudem seien Bachelor und Master kostenfrei, lobte ÖVP-Mandatar Josef Smolle.

Zur Verfügung stehen werden pro Jahr 500 Plätze – zu wenig, wie der geschäftsführende SPÖ-Klubchef Philip Kucher befand. Allein im Vorjahr haben sich in das Berufsregister knapp 600 Personen eingetragen, für die SPÖ Beleg dafür, dass das Angebot zu gering sein werde. Beantragt wurde daher, auf Beschränkungen zu verzichten. Rauch wollte das nicht so stehen lassen, denn die Fachhochschulen in den Ländern könnten zusätzlich ein eigenes Angebot zur Verfügung stellen. Dass es zu wenig psychotherapeutisches Angebot gebe, bestätigte der Gesundheitsminister. Aber gerade deshalb sei die Ausbildungsreform wichtig. Die SPÖ wies auch darauf hin, dass die dritte Studienphase erst wieder Kosten verursachen werde, und zwar bis zu 20.000 Euro. Seitens der ÖVP wurde repliziert, dass während dieser auch schon gearbeitet werden dürfe, womit die Auszubildenden ein Einkommen erhielten und so die Finanzierung erleichtert werde. Über die Kosten nicht allzu begeistert war auch die FPÖ, insgesamt begrüßte man aber die überfällige Reform. Auch die NEOS sprachen von einem wichtigen Schritt, um Kostenaufwand und Qualität zu verbessern.

Von Fachgesellschaften heißt es, das neue Psychotherapiegesetz habe eine Chance verpasst, „eine qualitativ hochwertige praktische Ausbildung verpflichtend einzuführen“, wie die Vizepräsidentin der Österreichische Gesellschaft für Alterspsychiatrie und Alterspsychotherapie (ÖGAPP) Christa Rados mahnte. Konkret geht es bei der Kritik darum, dass eine praktische Ausbildung in Einrichtungen der Krankenbehandlung im Gegensatz zu anderen Gesundheitsberufen nicht verpflichtend ist. Johannes Wancata, Präsident der Österreichische Gesellschaft für Sozialpsychiatrie (ÖGSP), meinte dazu: „Niemand will seine Blinddarmentzündung von einem Arzt diagnostizieren und operieren lassen, der noch nie einen Operationssaal betreten hat. Psychisch Kranken wird das zugemutet.“ Sowohl die ÖGSP als auch die ÖGAPP schließen sich darüber hinaus der Meinung der SPÖ an, dass die Ausbildung im Großen und Ganzen nicht kostengünstiger geworden sei. (APA/red)