Der ewige Murks mit den Corona-Impfkampagnen

© Tanzer

Die Impfquote geht trotz teurer Kampagnen zurück, und das Gesundheitsministerium will die Daten nur noch vereinfacht veröffentlichen. Das Kampagnenversagen wird damit nicht versteckt.

Immer weniger Menschen in Österreich halten sich an die Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums (NIG) zur Corona-Impfung. Das zeigen vom Gesundheitsministerium online veröffentlichte Daten. Demnach ist nur noch knapp über die Hälfte gemäß Expertenempfehlung geimpft. Aktuell folgen nur noch 4,8 Millionen dem Rat der Impfexperten (53 Prozent). Das sind 817.000 Menschen weniger als noch im Juli. Besonders stark ist der Rückgang bei den älteren Jahrgängen. So ist die Durchimpfung der über 85-Jährigen von 84 auf 61 Prozent gesunken, bei den 75- bis 84-Jährigen von 86 auf 71. Das Gesundheitsministerium will die entsprechende Statistik nun einschränken und nur noch die Anzahl der verabreichten Impfdosen veröffentlichen. Damit sind die Zahlen langfristig und auch international besser vergleichbar, so das Argument.

Der Impfkampagne, für die zu Herbstbeginn satte 78,5 Millionen Euro reserviert worden sind und bei der Kommunen und Vereine stark eingebunden werden sollten, stellt das kein gutes Zeugnis aus. Zuletzt hat man den Gemeinden sogar erlaubt, die für ihre Kampagnen reservierten 75 Millionen Euro auch anderweitig zu verwenden. Dass gerade Impfgegner das zu Beginn gefordert hatten, trübt das Bild weiter und lässt diese auch jubeln.

Die Entwicklung reiht sich ein in den Murks der Impfkommunikation. Insgesamt war die Corona-Kommunikation der Regierung kein Ruhmesblatt, wenn man etwa daran denkt, wie oft die Pandemie frühzeitig von den verschiedensten ÖVP-Kanzlern beendet worden ist. Den größten Beitrag in Sachen Impfmotivation haben da noch jene geleistet, die sich Anfang 2021 vordrängelten, um rasch die ersten Impfdosen zu erhalten. Sie vermittelten, dass die Impfung etwas Erstrebenswertes ist, für das man bereit ist auch Regeln zu brechen. Tatsächlich haben schon im Sommer Beobachter:innen davor gewarnt, dass die Corona-Impfquote im Herbst deutlich sinken wird. Gleichzeitig ist das Thema nicht neu: ist eine Erkrankung nicht mehr sichtbar, geht die Bereitschaft zur Prävention zurück. Dazu kommt, dass – so zeigen Forschungen etwa des Austrian Corona Panel Project – die Ablehnung einer öffentlich propagierten Impfung auch die Möglichkeit ist, gegen „die da oben“ zu protestieren.

All das muss in den kommenden Wochen und Monaten schonungslos analysiert werden, um für künftige Gesundheitskrisen besser gewappnet zu sein. Dazu wird es auch die Daten von Werber:innen, Marktforscher:innen und Medien brauchen. Und einen Austausch darüber, der über die stillen Kämmerchen einiger selbsternannter Spindoktoren hinausgeht. (rüm)