Diabetesmittel: Kommt jetzt „Abnehmpille“?

Nach Hype um Diabetesmedikament könnte künftig der Wirkstoff nicht nur als Injektion, sondern auch als Tablette verfügbar werden.  

Der ursprünglich für die Behandlung von Diabetes entwickelte Wirkstoff Semaglutid gilt seit Monaten als „Game Changer“ auch in der Adipositas-Therapie und bringt dem Hersteller Novo Nordisk auch kräftige Umsatzzuwächse. Mittlerweile hat das ebenfalls seit Jahrzehnten im Diabetes-Bereich aktive US-Unternehmen Eli Lilly eine kompetitive Studie in Sachen medikamentöser Adipositas-Therapie gestartet. Sein GLP-1-Wirkstoff Tirzepatid soll mit Semaglutid verglichen werden. In absehbarer Zukunft dürfte Semaglutid nicht nur zum Injizieren, sondern auch als Tablette verfügbar sein, berichtet die Austria Presse Agentur.

Der Wirkstoff, der den Effekt des körpereigenen Glukagon-Like-Peptids-1 nachahmt, führt zu einem Sättigungsgefühl und zu einer langsameren Magenentleerung. Als einmal wöchentlich subkutan applizierbare Injektion führt das Arzneimittel bei Typ-2-Diabetiker:innen zur erwünschen Blutzuckersenkung und zu einer Reduktion des mittelfristig aussagekräftigen Wertes für die Blutzuckerkontrolle (HbA1c) um 1,2 bis 1,8 Prozentpunkte. Gleichzeitig wurde in klinischen Studien aber auch ein Abnehmeffekt von minus 15 Prozent des Körpergewichts nachgewiesen. Die häufigsten – moderaten – Nebenwirkungen sind gastrointestinale Probleme, zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Die Gewichtsreduktion hat nicht nur in den USA zu einem veritablen Hype geführt. In den Vereinigten Staaten kam es sogar zu Versorgungsengpässen durch den Off-Label-Gebrauch. Das schlug auch bis nach Europa durch.

Der Wirkstoff ist in Europa seit 2018 als Diabetes-Medikament zugelassen, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Neuer, von Anfang 2022, ist eine Zulassung in der EU speziell mit dem Einsatzgebiet Gewichtsverlust und -kontrolle unter einem anderen Markennamen. Gedacht ist es für Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) ab 30, also Adipositas, und für Übergewichtige (BMI ab 27) mit mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung. Vorerst war das Arzneimittel als medikamentöse Abnehmhilfe aber in europäischen Staaten aber noch gar nicht erhältlich. (APA)