Europaweite Sorge über steigende Corona-Zahlen

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In Europa ist die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus nach Daten der WHO erstmals über die Marke von 100.000 Fällen geklettert. Die Gesundheitssysteme in einigen Ländern kommen wieder unter Druck.

Die Zahl der Neuansteckungen mit SARS-CoV-2 liegt europaweit so hoch wie zuletzt im März. Allerdings werden heute viel mehr Leute auf das Virus getestet. Auch liegen deutlich weniger Menschen auf Intensivstationen. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat deshalb auch einen weiteren Lockdown für Österreich am Sonntag ausgeschlossen. In manchen Staaten sind allerdings die Intensivstationen von Krankenhäusern bereits am Limit. Regierungen verhängen strengere Maßnahmen, um die Ausbreitung der Pandemie einzudämmen. Ein Überblick über die Entwicklung in der vergangenen Woche in wichtigen Ländern:

  • SPANIEN ist mit 850.000 Infektionen besonders schlimm betroffen. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen lag zuletzt bei 115. In einer Woche starben 1.330 Menschen. Der Anteil der Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern steigt. Landesweit gelten strenge Beschränkungen und Maßnahmen, auch Maskenpflicht im Freien.
  • FRANKREICH hat in mehreren Großstädten bereits die höchste Corona-Warnstufe verhängt – unter anderem in Paris, Lyon und Marseille. Gesundheitsminister Olivier Veran warnt, dass es noch schlimmer wird. Sorge herrscht über die Lage in den Pariser Krankenhäusern. Dort nimmt der Anteil der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen zu.
  • TSCHECHIEN – ehemals ein Corona-Musterschüler – ist nach den jüngsten Zahlen der EU bei den Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner zum traurigen Spitzenreiter geworden. Die Regierung hat Kultur- und Sportveranstaltungen verboten.
  • GROSSBRITANNIEN leidet ebenfalls stark: Mangel an Tests, ein Fleckerlteppich an Regelungen, marode Kliniken, Zehntausende Todesfälle. Der im Frühjahr selbst erkrankte Premier Boris Johnson steht zunehmend in der Kritik, ein schlechter Krisen-Manager zu sein. Seine Regierung spricht von einer „gefährlichen“ Lage.
  • ITALIEN sorgt sich über den steilen Anstieg der Infektionsfälle in dieser Woche. Das Land, das im März Europas Corona-Hotspot war, registrierte am Donnerstag fast 4.500 Ansteckungen – so viele wie zuletzt im April. Der große Unterschied: Jetzt sterben pro Monat so viele Menschen an COVID-19 wie damals an einem Tag. Die Intensivstationen sind mit etwa 360 Covid-Patienten nicht am Limit.
  • In den NIEDERLANDEN wurden am Donnerstag 5.831 Neu-Infektionen gemeldet – 800 mehr als am Vortag. Die Zahl der Patienten in Krankenhäusern und auf Intensivstationen steigt schnell. Kliniken haben die Versorgung für andere Patienten drastisch reduziert und Hunderte Operationen abgesagt.
  • BELGIEN verzeichnete zuletzt ebenfalls rasch steigende Zahlen. Die 14-Tage-Inzidenz – die Zahl an Infektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb zwei Wochen – lag zuletzt bei 280,7. In der Hauptstadt Brüssel sind Cafes und Bars nun für einen Monat geschlossen. (APA)

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