Forderung nach Darmkrebs-Screening

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Expert:innen empfehlen einen Ausbau des Darmkrebs-Früherkennungsprogrammes. Nur zwei von neun Bundesländern haben Programme mit Vorsorgekoloskopien.

Seit Jahrzehnten haben österreichische Expert:innen die Etablierung eines landesweiten Darmkrebs-Früherkennungsprogramms gefordert. Aber nur in Vorarlberg und im Burgenland existieren solche Projekte. Jetzt setzt das Österreichische Komitee für Krebs-Screening die Gesundheitspolitik unter Zugzwang. Das prominent besetzte Expertengremium empfiehlt die Einführung eines landesweiten, strukturierten Screeningprogramms auf kolorektalen Krebs für Erwachsene zwischen 45 und 75 Jahren. Die Empfehlung stammt vom „Austrian National Committee for Cancer Screening“. Erstautor ist der Epidemiologe Gerald Gartlehner (Donau-Universität Krems). Unter den weiteren Autor:innen sind vor allem Wissenschafter:innen der österreichischen Medizin-Universitäten bis hin zu Expert:innen vom Institut für Technologiefolgen-Abschätzung am Massachusetts General Hospital der Harvard Medical School (Boston/USA).

Der Hintergrund: Trotz eindeutiger Expertenempfehlungen konnte bisher in Österreich eben noch kein landesweit organisiertes Darmkrebs-Früherkennungsprogramm mit Vorsorgekoloskopien etc. etabliert werden. Jährlich wird Darmkrebs bei rund 4.600 Menschen festgestellt. Die Zahl der jährlichen Todesfälle durch diese Erkrankung liegt bei rund 2.000. Die wichtigsten Punkte, so die Fachleute: Die Screening-Tests sollten entweder als Koloskopie im Abstand von zehn Jahren oder alle zwei Jahre mit einem immunochemischen Stuhltest (FIT) und einer nachfolgenden Koloskopie bei einem positiven Testbefund erfolgen. Jeder Mensch in Österreich sollte in die Lage versetzt werden, eine auf seriösen Informationen basierende Entscheidung über die Teilnahme treffen zu können. Auch ein Wechsel zwischen den beiden Teststrategien soll möglich sein. Nach einer Koloskopie mit negativem Ergebnis kann eine FIT-Untersuchung auch erst nach zehn Jahren durchgeführt werden. Die Empfehlungen betreffen ausschließlich Personen ohne verdächtige Symptome.

Wie gut sich ein Screening-Programm auf die Situation rund um Kolonkarzinome auswirken kann, haben zusätzliche Analysen in Deutschland eindeutig gezeigt: So wurden im Jahr 2000 in ganz Deutschland noch 30 Prozent der Dickdarmkrebs-Neudiagnosen im nicht mehr heilbaren Spätstadium IV gestellt. 2016 war dieser Anteil um zehn Prozent (27 Prozent) geringer. Gleichzeitig stieg der Anteil der echten Dickdarmkrebsdiagnosen im durch Operation gut heilbaren Frühstadium I von 17 auf 19 Prozent. Noch deutlicher war der Rückgang der Dickdarmkrebs-Sterblichkeit, wie deutsche Experten anmerkten: „Die Mortalität bei Männern sank um 35,8 Prozent (…) und um 50,5 Prozent (…) bei Frauen.“ (red/APA)

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