Hausapotheken: Ärztekammer stellt erneut Forderungen

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Ärztliche Hausapotheken seien klimafreundlich, bei Patient:innen beliebt und vor allem in Zeiten von Lieferengpässen wichtig. Die Ärztekammer fordert eine Gesetzesänderung.

„Alle Ärzt:innen sollten eine große oder kleine Hausapotheke führen“, forderte die Steirische Ärztekammer am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz in Graz. An sich nichts Neues, allerdings gäbe es aufgrund der aktuellen Arzneimittel-Lieferschwierigkeiten eine erhöhte Dringlichkeit. Rund 400 Medikamente seien derzeit nicht lieferbar, ärztliche Hausapotheken könnten hier eine bessere Versorgung unterstützen. „In vielen Fällen kann ein Medikament mit einem völlig anderen Wirkstoff therapeutisch die beste Alternative für die Patientin oder den Patienten sein. Das kann aber ausschließlich die Ärztin beziehungsweise der Arzt wissen, die oder der die Diagnose stellt“, betont Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer Steiermark, und spricht sich damit gegen Aut idem aus.

Deshalb werde eine Gesetzesänderung gefordert – jede Ordination, egal ob für Allgemeinmedizin oder ein Fachgebiet, sollte eine Hausapotheke haben (dürfen). Und nicht nur die Auswirkungen der Lieferengpässe könnten so gelindert werden, auch der Ärzt:innenmangel sei durch eine Ausweitung der Hausapotheken zu bekämpfen. „Wir wissen, dass sich Ärzt:innen eher um Stellen bemühen, wenn sie mit einer ärztlichen Hausapotheke verbunden sind“, stellt Karl Heinz Schrötter, Arzt für Allgemeinmedizin und Referent für Hausapotheken und Landmedizin, fest. Freie Stellen sollten deshalb in Zukunft nur noch mit Hausapotheke ausgeschrieben werden.

In den vergangen 20 Jahren sei die Zahl der Hausapotheken in der Steiermark von knapp über 200 im Jahr 2003 auf 151 im laufenden Jahr gesunken. Mit den Forderungen und dem Ausbau des Hausapotheken-Netzwerkes wolle man nicht in Konkurrenz mit den öffentlichen Apotheken treten, verschreibungspflichtige Medikamente machen in Apotheken ohnehin nur rund 20 Prozent des Umsatzes aus, betont Dietmar Bayer, Vizepräsident und Kurienobmann des niedergelassenen Bereichs. Die Arzneimittel für die Hausapotheken werden außerdem weiterhin von den öffentlichen Apotheken bezogen. Bayer, Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, bringt die Schweiz als Vorzeigebeispiel, wo es schon länger eine funktionierende Koexistenz von öffentlichen und ärztlichen Apotheken gäbe. Er verweist darüber hinaus auf eine Studie der Universität Linz, welche zeige, dass „mehr als 19.000 Tonnen CO2 eingespart werden können, wenn Menschen nicht in eine öffentliche Apotheke fahren müssen“. Wie auch Präsident Sacherer hält Bayer wenig von Aut idem, dies würde nur „in die Irre“ führen. Er prangert abschließend den „Verdrängungswettbewerb“ der öffentlichen Apotheken an, dass Patient:innen lieber gleich beim Arzt oder der Ärztin ihre Medikamente bekommen, läge auf der Hand. Das wichtigste gesundheitspolitische Ziel sei eine „bestmögliche ärztliche Versorgung der Bevölkerung“.

Auch die Österreichische Ärztekammer unterstrich am Donnerstag ihre Forderung nach ärztlichem Dispensierrecht und Stärkung von Hausapotheken. „Die ärztliche Medikamentenabgabe kann die Abläufe deutlich erleichtern und bedeutet ein riesiges Serviceplus für die Patientinnen und Patienten. Ärztinnen und Ärzte können sofort auf Engpässe reagieren und so ihren Patientinnen und Patienten unnötige Wege und Zeit ersparen“, sagte ÖÄK-Präsident Johannes Steinhart.

Von der Apothekerkammer kommt wenig überraschend Ablehnung. „Die Zahlen für Hausapotheken haben sich in den vergangenen Jahren nicht verändert“, kritisiert Gerhard Kobinger, Präsident der Steirischen Apotheker:innen, die Zahlen der Ärztekammer. An der Basis funktioniere die Zusammenarbeit sehr gut. Und bei Lieferengpässen bekommen die Ärzt:innen jeweils Listen, was aktuell verfügbar ist. „Das geht gut“, sagt Kobinger. (kagr/rüm)