Jungärzte fordern bessere Möglichkeiten, um aufs Land zu gehen

Am Freitag startet Österreichs Allgemeinmediziner-Nachwuchs seinen Jahreskongress. RELATUS MED sprach mit Dr. Sebastian Huter, Obmann der Jungen Allgemeinmedizin Österreich (JAMÖ) über die Wünsche des Hausarzt-Nachwuchses.

 

RELATUS MED: Alle reden über einen Mangel an Allgemeinmedizinern? Sind die jungen Ärzte wirklich so wenig daran interessiert, aufs Land zu gehen?

Sebastian Huter: Wer zehn Jahre für Studium und Ausbildung in einer großen Stadt verbringt, für den ist das Land wohl nicht die erste Option. Das Interesse muss also oft erst wieder geweckt werden. Leider gibt es kaum Anreize, während der Ausbildung aufs Land zu gehen, sondern eher Hürden, wie etwa die schwierige Organisation von Unterkunft und vielem mehr. Langsam beginnen die ersten KPJ-Förderprogramme, etwa in Salzburg oder in der Steiermark, damit während dem KPJ-Praktikum auch die Landarztmedizin kennengelernt werden kann. Aber bis diese sich etablieren und erste Effekte zeigen, wird es noch ein paar Jahre dauern. Die ländliche Lehrpraxis in der postgradualen Ausbildung hat im Prinzip das gleiche Problem: Es ist schwierig, Leute mitten aus ihrem gewohnten Lebenssituation für ein halbes Jahr aufs Land zu bekommen. Es aber nicht unmöglich. Auf diese Thematik wird aber leider noch zu wenig proaktiv zugegangen.

RELATUS MED: Die Bundesländer wollen, dass doppelt so viele Ärzte ausgebildet werden – ist das aus Sicht der JAMÖ die Lösung?

Sebastian Huter: Die Bundesländer reden meistens über die Absolventenzahlen und denken nicht an die postgraduale Ausbildung. Aus unserer Sicht könnte man mit weniger Ressourcen wahrscheinlich mehr Ärzte im Land behalten, wenn wir das Geld und die Energie primär in die Verbesserung der Ausbildungsqualität stecken würden. Wir sehen hier die stärksten Einflussmöglichkeiten um Jungmediziner- und medizinerinnen in die Allgemeinmedizin zu holen und auch zu halten.

RELATUS MED: Wie sehen junge Ärzte die Zukunft der Kassenmedizin?

Sebastian Huter: Viele sehen, wie wichtig eine solidarische Gesundheitsversorgung für die Patienten ist. Gleichzeitig merken Sie, dass das System den heutigen Anforderungen immer weniger gerecht wird. Die Reformen des Kassensystems sind zu punktuell. Der Fokus darf nicht nur darauf liegen, ob Ärzte in Einzelpraxen oder in PVEs arbeiten, es geht viel mehr darum eine insgesamt sinnvoll strukturierte, aufeinander abgestimmte und umfassende Versorgung zu schaffen, die alle Versorgungsebenen mit einschließt. Die höchste Zufriedenheit wird man immer noch in einem System haben, dass sowohl für die Patienten als auch für die Ärzte Sinn macht.

RELATUS MED: Was braucht es wirklich, damit der Ärztenachwuchs aufs Land geht?

Sebastian Huter: Kurz gesagt: Anreize, um auch schon während der Ausbildung aufs Land zu gehen und attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen. Mehr dazu kann man im Masterplan Allgemeinmedizin der ÖGAM nachlesen unter https://oegam.at/masterplan.