Kampf ums Personal wird international

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Fehlendes Gesundheitspersonal ist nicht nur ein österreichisches Problem. Auch andere Länder suchen Mitarbeiter:innen. Das könnte weitreichende Folgen haben.

Deutschland fehlen 50.000 Ärzt:innen, sagt der dortige Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Rund 3.000 sind es in Österreich, rund 8.000 in der Schweiz. 1.000 Schweizer Ärzt:innen arbeiten wiederum in Italien. Auch in anderen Gesundheitsberufen herrscht Mangel. Laut Schätzungen fehlen in Italien mindestens 20.000 Ärzt:innen und 70.000 Krankenpflege-Kräfte im öffentlichen Gesundheitswesen. De facto liegen die Ausgaben für das Gesundheitspersonal auf einem Niveau wie vor 20 Jahren. Lauterbach will damit gegensteuern, dass vor allem Vergütungsobergrenzen für Hausärzt:innen wegfallen und diese damit besser verdienen sollen. Das könnte nicht nur bei Ärzt:innen international ein Gehaltskarussell in Gang bringen.

In Italien betonte der Ärzteverband Anaao Assomed, der öffentliche Gesundheitsdienst müsse für Ärzt:innen und andere Personen in Gesundheitsberufen wieder attraktiver werden. Viele medizinische Fachkräfte würden nach ihrem Studienabschluss ins Ausland gehen oder in der Privatwirtschaft arbeiten. Viele würden das öffentliche Gesundheitssystem im Alter von 50 Jahren verlassen. Niedrige Gehälter, Personalmangel und folglich schwerere Arbeitsschichten seien die Ursachen. In einigen medizinischen Bereichen wie der Notaufnahme und Notfallabteilungen sei die Lage besonders kritisch. Die Rede ist hier von Italien wohlgemerkt.

Doch die Situation ist auch in Österreich nicht besser. Dazu kommt, dass junge Menschen zunehmend mobiler werden. Für viele ist es kein Problem im Ausland zu arbeiten. Gleichzeitig könnte es auch sein, dass ausländische Arbeitskräfte, die aktuell in Österreich arbeiten, wieder zurück in ihre Heimat oder in andere Länder gehen. Österreich wird sich also anstrengen müssen. Allein das Argument, dass etwa Wien die lebenswerteste Stadt der Welt ist, wird nicht reichen. Es braucht klare Angebote, transparente Rahmenbedingungen und ein besseres Klima gegenüber Menschen, die zuwandern. (rüm)