Kommentar: Kassen droht mehr statt weniger Bürokratie

Martin Rümmele ist Chefredakteur von Relatus.

Die Wirtschaft prüft derzeit offenbar Verschärfungen bei der Kontrolle von Krankenständen durch die Krankenkassen. Das ist nicht nur gesundheitspolitisch ein Unfug, sondern vor allem praktisch betrachtet unsinnig.

„Es ist uns gelungen, drohende Verschärfungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Krankenstand zu verhindern“, stellt Martin Schaffenrath, Mitglied des Überleitungsausschusses und schwarzer Tiroler AK-Kammerrat klar. Als einziger ÖAAB-AK-Vertreter der Arbeitnehmerseite sei er den Versicherten im Wort und werde alles unternehmen, um Verbesserungen zu erreichen und Verschlechterungen nicht zuzulassen, sagte Schaffenrath zur Unterstützung der SP-Vertreter. „Wenn die Wirtschaftsseite ihre Mitarbeiter unter generellen Missbrauchsverdacht stellt und dazu noch sämtliche Informationen über ihren Gesundheitszustand einholen will, ist das nicht zu akzeptieren und stellt meines Erachtens auch eine Verletzung des Datenschutzes dar.“

Natürlich kann man nun darüber diskutieren, wie viele Menschen es gibt, die sich krankmelden ohne krank zu sein. Und natürlich gibt es schwarze Schafe. Das Problem ist aber nicht die Frage, ob nun Daten von Ärzten weitergegeben werden. Das Problem ist, dass Ärzten damit unterstellt wird, gesunde Menschen unnötig krank zu schreiben. Hier braucht es mehr als nur einen Aufschrei der Ärzteschaft. Es braucht aber noch einen zweiten Aufschrei: Die verstärkten Kontrollen würden wohl ein teures Bürokratiemonster erzeugen, das Geld aus der Versorgung abzieht. Wie viele Kontrollore wird die künftige ÖGK benötigen, um im Verdachtsfall sofort einen Versicherten zu besuchen, um fest zu stellen, ob er wirklich krank ist und sich an Ausgehzeiten hält? Und werden die Einsparungen durch das Auffinden schwarzer und gesunder Schafe höher sein, als die Kosten für die Kontrollen? Vielleicht ist die Idee aber ja auch nur im vorweihnachtlichen Punschdunst entstanden… (rüm)