Konflikt um ELGA-Ausfälle spitzt sich weiter zu

Während der Hauptverband und die ELGA-GmbH versichern, dass die Probleme mit der e-Medikation und Elektronischen Gesundheitsakte behoben sind, macht die Ärztekammer weiter massiv Druck.

 

„Es geht nicht, dass man derart unvorbereitet ein so großes Projekt beginnt, ohne es vorab genügend zu testen“, reagieren die ÖÄK-Vizepräsidenten Harald Mayer und Johannes Steinhart, Kurienobmänner der angestellten und niedergelassenen Ärzte, mit Unverständnis auf die jüngsten Ausfälle des ELGA-Systems. Ein derart großes Projekt wie ELGA müsse schon vor Inbetriebnahme technisch ausgereift sein: „Ärztinnen und Ärzte sind keine Versuchskaninchen“, kritisiert Mayer Meldungen des Hauptverbandes, wonach die Probleme erst durch die starke Nutzung in Folge der Ausrollung der e-Medikation ausgetreten seien. Es sei genau das eingetroffen, wovor die Ärztekammer immer gewarnt habe, ergänzt Steinhart: „ELGA war von Anfang an nicht ausgereift, die Ausfälle verärgern Ärztinnen und Ärzte und Patientinnen und Patienten gleichermaßen und führen zu unnötigen Wartezeiten in den Praxen“, kritisiert er. „ELGA muss neu konzipiert werden“, fordert Steinhart.

Genau das weisen der Hauptverband und die ELGA-GmbH zurück. Sowohl Hauptverbandsvorsitzender Alexander Biach als auch die beiden ELGA-Geschäftsführer Franz Leisch und Günter Rauchegger räumen zwar ein, dass es Probleme gegeben habe, sie versichern aber, dass diese in der Zwischenzeit behoben seien. Laut ELGA GmbH gab es zwischen 27. Mai und 18. Juli neun Betriebsbeeinträchtigungen. Insgesamt war ELGA und daher auch die e-Medikation für in Summe rund 12 Stunden eingeschränkt erreichbar, vier Stunden davon komplett ausgefallen. Verursacht seien die Probleme dadurch worden, dass man wegen der großen Zahl an hinzugekommenen Anwendern in Wien ein Verstärkermodul eingebaut habe. Diese Probleme habe man nun aber beseitigt, das System arbeite jetzt stabil, wurde versichert.

Sowohl Biach als auch die beiden ELGA-Geschäftsführer wiesen die Forderung der Ärztekammer nach einem ELGA-Stopp zurück. Man nehme die Einwände sehr ernst, versicherte der Hauptverbandschef. Er appellierte aber, das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten. Man habe aus den Fehlern gelernt, es funktioniere jetzt stabil und man werde ein gutes System für Ärzte und Patienten schaffen. Die bereits investierten 200 Millionen Euro dürfe man nicht abschreiben. Die Funktionsrate liege bei 99,7 Prozent. Auch Leisch und Rauchegger betonten, dass das System seit Dezember 2015 praktisch ohne größere Probleme funktioniert habe und nur jetzt vier Stunden ausgefallen sei. Die beiden ELGA-Geschäftsführer vermuten Standespolitik hinter der Forderung, indem die Ärztekammer für die neue Regierung Pflöcke einschlagen wolle. Am Zeitplan für den Rollout werde man festhalten, versicherten die Verantwortlichen. Bis Mitte September werde die e-Medikation fertig ausgeliefert und dann werde nächstes Jahr der e-Impfpass wie geplant zunächst mit einem Pilotprojekt ausgerollt. (APA/rüm)