Lieber Wahlarztpraxis gründen als im Spital arbeiten

(c) Ärztekammer Wien/Seelig

Die große Mehrheit der Wiener Spitalsärzt:innen denkt laut Umfrage an eine Kündigung. Die Standesvertretung fordert die Stadtregierung zum Handeln auf.

Die Wiener Ärztekammer hat den dritten Teil der großangelegten Wiener Spitalsumfrage präsentiert und warnte im Zuge dessen vor einer drohenden Personalflucht. „Zwei Drittel der befragten Ärztinnen und Ärzte denken regelmäßig an Kündigung. Wenn die Wiener Stadtregierung jetzt nicht handelt, stehen unsere Spitäler bald leer“, verleiht der Obmann der Kurie angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, Stefan Ferenci, den Ergebnissen der Umfrage Nachdruck. Genauer gesagt, denken 67 % der befragten Spitalsärzt:innen „immer wieder“, „häufig“ oder „andauernd“ daran, das Spital zu verlassen. 90 % verstehen, dass Pflegekräfte kündigen, 88 % verstehen es auch bei Ärzt:innen.

Für Ferenci „alarmierend“. Die Ergebnisse bestätigten außerdem, dass das öffentliche Gesundheitssystem für viele Mediziner:innen „zunehmend unattraktiver“ werde. Fast die Hälfte jener Ärzt:innen, die darüber nachdenken zu kündigen, überlegen als Wahlärztin beziehungsweise Wahlarzt zu arbeiten. Nahezu jede:r Vierte von ihnen würde vielleicht Bundesland wechseln oder ins Ausland gehen, 22 % überlegen als niedergelassene Kassenärztin beziehungsweise Kassenarzt zu arbeiten. Mit 30 % der Befragten möchte knapp ein Drittel sogar die Branche wechseln.

Die Ärztekammer fordert die Spitalsbetreiber deshalb auf, sich zu überlegen, wie die Zufriedenheit gesteigert werden könne. „Das rate ich auch dem WiGeV und den anderen Wiener Spitalsbetreibern dringend an. Wegducken und den Kopf in den Sand stecken, so wie es aktuell im WiGeV bei den Gefährdungsanzeigen großteils praktiziert wird, wird das Problem jedenfalls nicht lösen“, mahnt Ferenci. Es brauche mehr Zeit für Patient:innen, das würde sich die Mehrheit der Befragten wünschen. Deshalb appelliere er an Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) „ein Stück des Weges gemeinsam mit der Wiener Ärztekammer zu gehen und die Spitalsversorgung für die Wiener Bevölkerung wieder auf ein solides Fundament zu stellen“.

An der von der Ärztekammer Wien in Auftrag gegebenen und dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Peter Hajek Public Opinion Strategies durchgeführten Spitalsumfrage haben insgesamt 1.895 Spitalsärz:tinnen teilgenommen. (kagr)