Die chronische Erkrankung ME/CFS verändert das Leben Betroffener tiefgreifend. Psycholog:innen fordern mehr Bewusstsein und eine bessere psychologische Versorgung.
Die Zahl der an Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) erkrankten Menschen ist in Österreich durch die Coronapandemie gestiegen. Zwei Jahre nach Pandemieende ist die Versorgung allerdings weiterhin stark ausbaufähig, auch im Bereich der mentalen Gesundheit. Der Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP) betont, dass psychologische Unterstützung ein zentraler Bestandteil der Versorgung bei ME/CFS ist. Klinische Psycholog:innen helfen etwa bei der Diagnostik, der Verarbeitung der Krankheit sowie beim Umgang mit psychischer Belastung, Frustration und Isolation. Auch neuropsychologische und gesundheitspsychologische Verfahren leisten wichtige Beiträge zur Bewältigung im Alltag.
Symptome wie Fatigue, Schlafstörungen, Kreislaufprobleme und kognitive Einschränkungen führen oft zu massiven Einschränkungen in Beruf, Schule und sozialem Leben. Besonders belastend ist die sogenannte Post-Exertional Malaise (PEM), eine Verschlechterung des Zustands nach geringer Anstrengung. Laut Schätzungen sind in Österreich zwischen 26.000 und 80.000 Menschen betroffen – überwiegend Frauen und oft schon in jungen Jahren. Viele Long Covid-Betroffene erfüllen mittlerweile die Kriterien für ME/CFS. Trotz der hohen Belastung wird ME/CFS häufig nicht erkannt oder ernst genommen.
Der BÖP appelliert an Politik und Gesundheitswesen, strukturelle Verbesserungen umzusetzen: mehr Aufklärung, fundierte Aus- und Weiterbildung im Gesundheitsbereich, interdisziplinäre Versorgungszentren und die Absicherung notwendiger psychologischer Behandlungsformen. „Es braucht ein Umdenken – in der Gesellschaft wie im Gesundheitssystem“, mahnte BÖP-Präsidentin Beate Wimmer-Puchinger. Die Anerkennung von ME/CFS als körperliche Erkrankung und die gezielte Unterstützung durch Psycholog:innen seien dabei entscheidende Schritte. (red)